Diesen Blog möchten wir Lisabeth widmen. Sie war unsere treueste Leserin und hat sich immer sehr daran erfreut, über diesen Weg an unseren Reisen und verrückten Geschichten teilhaben zu können.
Wir reisen erneut in den Südosten. Schon länger steht Bosnien und Herzegowina als Reiseland auf unserer Wunschliste ganz oben. Erste Eindrücke konnten wir während der letzten Jahre bei unseren Durchreisen erhalten, die echt Lust auf mehr machen. Und schon recherchiert und plant die Reiseleitung auf Hochtouren.

Wie es immer so ist, reicht auch dieses Mal die Vorbereitungszeit kaum aus. Kurz vor der Abfahrt stehen noch Taschen, Rucksäcke und Klamotten-Kisten im Weg herum. Klar, müssen wir alles noch in Hartmann verstauen. Doch erst einmal möchte Martina als Reiseproviant noch Polentaschnitten vorbereiten. Das ist ziemlich aufwendig, aber auch ziemlich lecker. Währenddessen will ich noch eine Maschine mit Wäsche anstellen. Kaum bin ich im Keller, höre ich Martina von oben rufen: „Noch nicht anstellen. Ich finde meine Brille gerade nicht. Nicht, dass sie in der Wäsche gelandet ist.“ Einen kurzen Moment später kommt Entwarnung, da sich die Brille zwischen den Gewürzen wiedergefunden hat. Das zum aktuellen Zustand in Küche und Umgebung…
01.09.2024 – 28.09.2024
Es geht los. Bereits um kurz vor acht Uhr starten wir mit Hartmann in Richtung Süddeutschland. Bei den 600 Kilometern Fahrtstrecke wird es im Laufe des Tages ganz schön heiß, denn die Temperatur liegt bei 31°C. So sehen wir eines der bedeutendsten deutschen Nationaldenkmäler nur aus der Ferne: die Walhalla. Von unserer ursprünglichen Idee dort hinaufzulaufen, sehen wir schließlich ab.

Nur wenige Minuten entfernt, befindet sich unser erster Stellplatz. Eingebettet in der hügeligen Landschaft, liegt der „Starzenbauer“-Biohof in Zell.




Erst etwas später erfahren wir, dass die junge Bäuerin Shekinah, Teilnehmerin bei der „Landfrauen Küche“ im Bayerischen Rundfunk war. Logisch, dass wir uns zur Erinnerung das herausgebrachte Kochbuch mitnehmen.





Wir verlassen diesen idyllischen Ort und fahren gute 400 Kilometer weiter zum „Obstgut Ledinegg“ in Ehrenhausen in der Südsteiermark. Das Gut liegt am Ende eines schmalen Weges und hat als einzigen Nachbarn das „Weingut Marko“, das auch Betreiber eines Buschenschanks ist. Prima!










Vor lauter Quatschen kommen wir erst gegen Mittag los. Macht aber nix, da wir nur Slowenien passieren, Zagreb umfahren und dann in der Nähe von Karlovac in der Mitte von Nichts auf dem „Bogata Suma Camp“ nach knappen 200 Kilometern landen. Na, das ist mal so, wie es uns gefällt. Natur pur, viel Platz und absolute Stille. Auch die Temperaturen sind etwas erträglicher als die vorangegangenen Tage und liegen bei 26°C.


Außendusche und Außenküche.



Nur wenige Kilometer entfernt, ist bereits die Grenze zu BIH. Die Grenzabwickung verläuft reibungslos. Im Städtchen Velika Kladuša besorgen wir uns eine Telefonkarte, damit wir auch im Nichtroaming-Land telefontechnisch mobil sind. Auch hier alles ratzfatz. Ratzfatz wechselt dann auch das Wetter von freundlichem Blau-Weiß zu nassem Dunkelgrau bei der Ankunft im „Una Nationalpark“.


Herr Šefik vom gleichnamigen Kamp begrüßt uns herzlich. Er schwärmt direkt von seinen Forellen vom Grill und vom warmen Kartoffelsalat, den seine Frau nach alter Tradition zubereitet und mit Zwiebeln serviert. Na klar, dass wir uns solch eine Gelegenheit nicht entgehen lassen.




Für nachts ist Gewitter gemeldet. Also schlafen wir besser im Wagen. Bis dahin haben wir aber noch genügend Spaß im überdachten Vorgarten 😉

Es geht doch: Tolles Wetter ist angesagt für den heutigen Tag. Wir wandern zum nahegelegenen Wasserfall „Štrbački Buk“. Entlang der grünen Una sehen wir typische Häuser und Gärten, wie wir sie bei uns noch aus den 60er Jahren kennen.




Das Wasser wird wilder, das Rauschen lauter. Der Wasserfall ist nicht mehr weit.





Wir fahren weiter in Richtung Drvar. An einer Kreuzung stellt sich die Frage: „Hält sie, oder hält sie nicht?“ Sie hält. Im Städtchen angekommen, wird der Proviant aufgefüllt. Zuerst frisches Obst, Gemüse und Eier und dann Brot aus der Pekara. Die Einkaufstaschen sind immer voll mit allem, was wir mögen, denn die Verständigung ist bestens, spricht Martina doch fließend mit „Händič i Füššič“ die Landessprache. 🙂





Über die M-14.2 erreichen wir den kleinen Ort Bosansko Grahovo. Die zerfallenen Häuser sind immer noch Zeugen des Krieges, und das Leben findet leider in sehr armen Verhältnissen statt.







Unser nächster Stellplatz ist nicht mehr weit. Von der M-6.1 biegen wir irgendwann ab, um den auf 1.500 Höhenmetern gelegenen Bergsee „Šatorsko Jezero“ zu erreichen.






Von einheimischen Wanderern erfahren wir, dass sich während des Krieges hochrangige Personen hier versteckt und aufgehalten haben. Die Lage war ideal, da es lediglich einen leicht zu sichernden Zufahrtsweg gibt und der Verkehr sowie die Versorgung nur per Hubschrauber möglich war. Wir stehen also auf dem ehemaligen Landeplatz.

Auch heute sind noch die Reste der damaligen Unterkünfte zu sehen. Wir schlafen lieber in Hartmann.



Bevor wir uns auf die Weiterreise machen, brauchen wir erst einmal ein herzhaftes Frühstück.


Wir fahren weiter in Richtung der Stadt Livno. Immer wieder passieren wir ehemalige kleine Ortschaften, die den Krieg nicht überlebt haben. Selbst der Friedhof hat seit über 30 Jahren „sein Leben“ verloren. Näher heranfahren ist nicht empfehlenswert, da auch hier, wie an vielen anderen Stellen, immer noch vor Landminen gewarnt wird.




Das „Kamp Sturba“ existiert erst seit Kurzem und liegt in einer kleinen Talsenke direkt an einem Bachlauf. Laut Vorhersage bleibt es trocken. So nutzen wir die Zeit für Reiseaufzeichnungen und zum Wäschewaschen. Also zuerst mit aller Kleidung hinein in den Bach 😉 und dann auf der Leine an der frischen Luft trocknen lassen. Das funktioniert aber nur wenige Minuten, denn schon ziehen dunkle Wolken auf. Was tun? Gut, dass wir unseren Trockenraum dabei haben.



Es regnet über Stunden. Pfützen bilden sich auf dem Platz. Selbst der Pegel des Bachs ist um locker mal 20 Zentimeter gestiegen! Unglaublich, wie schnell das geht.

Als der Schüttregen endlich vorbei ist, versöhnt uns dieser spektakuläre Abendhimmel. Schön!

Heute haben wir etwas ganz Besonderes vor. Wir wollen zu den Wildpferden, die am Rande des Cincar Massivs auf dem Hochplateau „Krug Planina“ leben. Der Weg führt durch eine Siedlung, bevor wir uns über einem Römerpfad ähnlichen Steinweg teils steil hinauf bewegen.



Wir fahren über das an Südamerika erinnernde karge Hochplateau und haben Glück. Schon bald treffen wir auf die ersten Herden und können sogar einen „Rangfolge-Kampf“ miterleben. Den Pferden scheint der eiskalte Wind nichts auszumachen. Uns schon, und so bleiben wir lieber im Wagen.







Auf dem Rückweg kommen wir an einem alten muslimischen Friedhof vorbei. Gräser überwuchern bereits die Gräber.



Erneut fahren wir zu einem See. Diesmal ist es der 1968 angelegte Stausee „Ramsko Jezero“. Hier stehen wir in erster Reihe bei „Camping Bošnjak“. Wir bereiten uns das Nationalgericht Ćevapčići in unserer Eisenpfanne zu, garniert mit dem traditionellen Ajvar und dem überall präsenten russischen Salat. Noch ein Blick auf den schönen Abendhimmel, und dann ab in die Koje.





Es ist 7 Uhr und wir sitzen startklar im Wagen. Ja, ja. Wir können auch „früh“. Okay, keine Dusche, kein Frühstück. Doch das hat seinen Grund und heißt „Camp Zlatište“. Es hat nur eine Hand voll Stellplätze und befindet sich oberhalb von Sarajevo mit fantastischem Blick auf die Stadt. Nach knapp 120 Kilometern und einer Dauer von zwei Stunden sind wir da und bekommen echt einen Premiumplatz. Mein persönliches Motto, „Nur der frühe Vogel fängt den Wurm“, hat sich mal wieder bestätigt… 😉 🙂


So, und jetzt erst einmal in aller Ruhe mit bestem Blick auf „unserer Terrasse“ frühstücken.


Dann machen wir uns auf den zirka 45 minütigen Fußweg hinunter in die Stadt. Die Strecke ist ruhig, aber ganz schön steil. Waden- und Knietraining ist angesagt. Wieder sehen wir einen muslimischen Friedhof. Dieser hier ist sehr groß und weit oberhalb der Stadt gelegen.



Schauen wir uns die Häuserfassaden rund um die kleine Moschee genauer an, sehen wir die noch vorhandenen Einschusslöcher der Granaten.



Die Einschläge trafen die Stadt nun in Salven, rhytmisch, unerbittlich, und dazwischen hörte man Gewehrfeuer. Der Boden zitterte, Zementstaub rieselte von der Decke, und der Nachbar im Bademantel stellte seine Frage wieder und wieder: ‚Was ist das? Was hat das zu bedeuten?‘ ‚Was soll’s schon bedeuten?‘, schnitt ihm Marija endlich das Wort ab. ‚Der Krieg ist da.‘ So lauten die letzten Zeilen des Prologs des Buches „Radio Sarajevo“ von Tijan Sila. Ein „Lese-Muss“!


Wie so oft, lassen wir uns durch die Gassen treiben und sind beeindruckt von den vielen Moscheen, Kirchen und Gebäuden, die den Krieg glücklicherweise unbeschadet überstanden haben. Auch die Menschen sind auffallend entspannt. Nur kein Stress.


Auf dem historischen Platz „Baščaršija“, dem ehemaligen Basar schauen wir uns um, „flüchten“ dann aber, vor der Vielzahl von nervenden Tauben.

Wir besuchen die „Gazi Husrev Beg’s Moschee“. Die größte Moschee in BIH, die noch aus der osmanischen Zeit stammt.




Im Restaurant „Dveri“ haben wir einen Tisch reserviert. Salat, Gulasch und Roulade werden serviert.





Es ist bereits dämmrig, als wir den Fluss Miljacka überqueren. Wir nehmen uns bequemerweise ein Taxi hinauf zu unserem Stellplatz. Denn so haben wir bei der Ankunft noch genügend Zeit, die Lichter der Stadt zu bestaunen.


Wir können es kaum erwarten, auch den heutigen Tag in der Hauptstadt des Landes zu verbringen. Schauen wir uns doch mal ein paar andere Ecken an.



Na, das ist ja mal eine kleine Überraschung. Eine „verlängerte Kurzzeitzulassung“ aus MG.

Die Kathedrale des „Allerheiligsten Herzens Jesu“ aus dem Jahre 1889.


Ganz in der Nähe befindet sich auch das „ewige Feuer“, die „Vječna vatra“, die an die Verstorbenen der Kriege erinnert.


Tja, und dann laufen wir glatt in die falsche Richtung und befinden uns tatsächlich in einer „smarten Downtown“-Gegend wieder.

An einem Kiosk fragen wir nach dem richtigen Weg. Alles ist ganz einfach. Immer am Fluss lang und nach einer halben Stunde stehen wir an unserm Ziel. Das Restaurant „Inat Kuća“, dem ehemaligen Haus des Widerstandes. Wir bestellen „U Inat mućkalica“ und „Sitni ćevap“. Weichzartes Rindfleisch, einmal mit Gemüse und Sauercreme und einmal mit Reis. Lecker!






Eines der inoffiziellen Wahrzeichen der Stadt: die Brauerei „Sarajevsko“.

Ein letzter Gruß…

… und dann verlassen wir unseren Aussichtspunkt-Stellplatz oberhalb Sarajewos nach ein paar geschlagenen Haken in südliche Richtung. Von der M-18 bei Krupac zweigen wir ab, kommen dann durch das olympische Skigebiet von 1984, der Bergregion Bjelašnica, fahren bis Odžaci, dann bis Glavatičevo und schließlich bis Konjec. Und alles im Regen.



In Konjec angekommen, besorgen wir uns Eintrittskarten für die „Armijska Ratna Komanda D-0“, auch bekannt als „Arche“, „ARK/D-0“ oder „Atomska Ratna Komanda“. Letzendlich ist und bleibt es der „Tito Bunker“, ein Atombunker und militärisches Kommandozentrum aus der Zeit des Kalten Krieges. Er befindet sich innerhalb des Berges Zlatar, liegt 200 Meter unter der Erdoberfläche und 280 Meter tief im Berg und umfasst eine Fläche von rund 6.800 Quadratmetern. Für einen Zeitraum von einem halben Jahr, sollte er 350 Personen Platz bieten.
Komplett unspektakulär steht ein etwas größeres Wohnhaus zwischen dem Fluss Neretva und am Rande der Felsen. Doch hinter dem Garagentor befindet sich der Zugang zur Bunkeranlage.













Die Besichtigung war sehr interressant und beeindruckend, was die Ideen sowie informations- und bautechnische Umsetzung angeht. Für uns war es teils eine „Reise in die Vergangenheit“, zumindest was das Mobiliar betrifft.
Für unseren nächsten Stopp war es etwas knifflig, einen geeigneten Stellplatz zu finden. Und dann hat Martina eine Idee. Nicht weit vom Bunker entfernt, befindet sich „Džajića Buk“, ein Rafting Center, das seine Touren auf der Neretva veranstaltet. Warum nicht einfach mal nachfragen, ob wir uns hier auf deren Parkplatz für eine Nacht niederlassen können. Wir können. Und es kommt noch besser. Wir dürfen auch am Essen einer Rafting-Gruppe teilnehmen und die sanitäre Einrichtung benutzen. Da ist es uns sogar egal, dass die Regenschauern erst am nächsten Tag Pause machen.




Das Hartmann-Café hat geöffnet und wir beginnen den Tag mit einem wirklich „nachhaltigen“ Frühstück. 😉


Nicht nur hier, sondern überall des Weges, sehen wir Mengen an Holzscheiten liegen, denn der nächste Winter kommt bestimmt.



Socialmedia muss sein: Fotos für den WhatsApp-Fanclub.


Wir halten uns westlich von Konjic in Richtung des Bergdorfes Jablanica *. Von dort fahren wir die kommenden Kilometer permanent in Serpentinen hinauf. Da kommt Hartmann echt ans Schnauben und beim 2. Gang ist Schluss. Wir möchten zum Hochplateau des „Naturparks Blidinje“. Wir sind von der atemberaubenen Landschaft echt begeistert. Sie bietet Blicke auf die weitere Bergwelt, Orte in den Tälen sowie massiven Felswänden. Die äußerst markanten „Nekropole-Grabsteine“ aus dem 7. Jahrhundert sind unser Ziel. Beim Aussteigen wissen wir, warum sich viele Städter im Hochsommer hier während des Wochenendes aufhalten und die Sommerfrische genießen, denn heute sind es gerade einmal 6°C!
*Jablanica. Knappe drei Wochen später wird der Ort von einem schweren Unwetter heimgesucht. In den Folgen von Hochwasser, einer Schlammlawine und Steinschlags werden große Teile von Häusern und Straßen zerstört und tragischerweise verlieren dabei auch Menschen ihr Leben.






Mal schauen, was es mit dem „Camp ohne Namen“ am „Blidinje Jezero“ auf sich hat. Nichts. Denn es ist schlicht eine eingezäunte Wiese mit „ohne alles“. Ja, wat soll dat denn?! Doch die Lage ist echt fantastisch.



Was tun? Warum nicht direkt zum „Camping Mali Wimbledon“ in der Nähe von Mostar fahren? Na dann, aufsitzen und los. Noch gerade rechtzeitig, bevor es so richtig dunkel ist, kommen wir an.


Startklar für Mostar. Endlich, im 3. Versuch schauen wir uns diese, vor allem wegen ihrer zerstörten und wieder aufgebauten Brücke, weltbekannte Stadt an.

Nein, das ist sie noch nicht.


Das ist sie.

Und wir sind fast noch unter uns.

Doch das ändert sich bald. „Der“ Touristenmagnet aus nah und fern wird bald vollumfänglich in Beschlag genommem. Und wenn man die Menschenmengen nicht mehr aushält: einfach springen!

Die Gemälde des Traditionsfußballklubs „FK Velež Mostar“ finden sich in der ganzen Stadt wieder. Ohh, ist da etwa der „fahrende Vinylladen“ im alten US-Schoolbus? Leider nein.


Wir kommen zur sehenswerten kleinen „Koski Mehmed Pascha Moschee“ und erfahren, dass das Minarett zugänglich ist und einen tollen Blick auf die Brücke, den Fluss und die Stadt bietet.





Perspektivenwechsel. Man achte auf die Fotografin unten links 🙂 Dann grüßt und ruft der Muezzin.




Wieder treffen wir per Zufall – oder ist es gegenseitiges Stalking? – zum x-ten Mal an tatsächlich unterschiedlichen Stellen, Uschi und Wolfgang aus dem Berchtesgadenerland. Beide wollen noch bis Griechenland weiter und haben für nächstes Jahr Nordamerika auf ihrem Plan. „Go ahead!“



Ein (vorerst) letzter Blick auf die Hauptstadt Herzegowinas. Ein absolutes Highlight!

Nur wenige Kilometer von „Mali Wimbledon“ entfernt, befindet sich an der Quelle der Buna, ein kleiner Nebenfluss der Neretva, das an den Karstfelsen gebaute „Sufi-Derwisch-Kloster Blagaj“ aus dem 17. Jahrhundert.


Wie überall im Land, so sehen wir auch hier, Bekundungen zu einem „freien Palästina“.

Wir fahren weiter zum so genannten verlassenen Dorf Počitelj. Verlassen? Inzwischen sind einige Häuser wieder bewohnt, von den Reisenden, die zu Besuch kommen, mal ganz zu schweigen. Doch sehenswert ist es allemal.




„Heaven in Nature“. Wer möchte da nicht sein? Wir haben die Chance und fahren zum gleichnamigen Campingplatz. Oder doch durchfahren bis Montenegro? Vielleicht das nächste Mal.




Das kennen wir ja bereits: der Hinweis auf einen „Staat?“ im Staat. Deshalb – ganz grob – nochmal ein Hinweis auf die Besonderheit des „Staates Bosnien und Herzegowina“. Er besteht aus der Region Bosnien im Norden und der kleineren Region Herzegowina im Süden. Politische Teilgebiete des Bundesstaates sind die beiden Entitäten „Föderation Bosnien und Herzegowina“ und die „Republika Srpska“ sowie der „Brčko-Distrikt“, der als Kondominium beider Entitäten fungiert, sich jedoch selbständig verwaltet. (Politik für Klugscheißer, 1. Semester)

Nun wartet wieder einmal etwas ganz Besonderes auf uns. Eine Tour auf das 1.250 – 1.600 Meter hoch gelegene „Plateau Morine“, das wegen seines topografischen Charakters auch das Tibet Europas genannt wird. Die geisterhafte Stille scheint wie geschaffen für die letzte Ruhestätte der „Bogomilen“. Diese größere Ansammlung mittelalterlicher schlafender Grabsteine trägt den Namen „Svatovsko groblje“, Hochzeitsfriedhof. Die großen dunklen Wolken sowie die wechselnden Lichtverhältnisse tragen ihr Übriges zur einnehmenden Atmosphäre bei. „Wundervoll“ trifft es am besten.









Wir fahren langsam die Offroad-Strecke hinunter. Zurück auf einer Landstraße halten wir uns dann in Richtung des Ortes Žitomislić. Es ist Zeit, Gummi zu geben, damit wir dort unseren kommenden Stellplatz im „Autocamp Green Park“ im Hellen erreichen. Wirklich nicht der „Burner“, aber mit Restaurant. Und die Forelle und das Grillgemüse sind klasse. Vom frisch gezapften Mostar-Bier mal ganz zu schweigen.






Dann erst stellen wir fest, dass wir heute „unter der Brücke“ schlafen… Wat soll et…

Es regnet, nein es schüttet. Also versuchen wir uns halbwegs trocken startklar machen. Keine Dusche, kein Frühstück. Aber das kennen wir ja bereits. Unterwegs kaufen wir uns in einer Pekara frische Backwaren, die wir wenige Kilometer weiter in einem an der Straße gelegenen Café auf der glücklicherweise überdachten Terrasse genießen.


Der kleine Grenzübergang zu Kroatien liegt in den Bergen in der Nähe des Dorfes Orah und im weiterern Verlauf des kroatischen Ortes Vrgorac. Es ist nichts los. Der BIH-Offizier winkt uns quasi durch. Die HR-Offizierin streckt uns ihre Hand mit grell-pink lackierten langen Fingernägeln entgegen für die es normalerweise einen Waffenschein benötigt. Martina reicht mir die Ausweise, die ich weitergebe. Die fliegen mir direkt wieder entgegen und ich höre ein lautes „Passport!“. Ja, aber… Dann erst sehe ich, dass es unsere Führerscheine sind. „Sorry, evver min Frau hätt kinn Brill op de Naaß“. „Hääh?“ Ich reiche ihr die richtigen Dokumente und genau um „High noon“ sind wir wieder in der Republika Hrvatska.
Es regnet in einer Tour. Das Wetter bessert sich je näher wir zur Küste kommen, und dann sehen wir endlich das Meer. Zuerst hatten wir vor in Makarska zu kampieren, doch hier ist es uns echt zu rummelig. „Ich habe noch einen Tipp von Gabriele, der Platz hört sich echt sehr gut an“, sagt Martina. „Camp Legend“. Wir nehmen Kurs Richtung Šibenik und biegen dann in eine kleine Nebenstraße Richtung Wasser ab. Ja, was sollen wir sagen?! Vielleicht sollten wir einfach mal unseren eigenen Block lesen. Als wir ankommen, schauen wir uns lachend an, da wir genau hier im September 2022 bei unserer Rückreise aus Albanien gewesen sind und uns damals kaum von hier haben los machen konnten. So geht es uns auch jetzt.


Ab und an ziehen Regenschauern durch, doch insgesamt entwickelt sich das Wetter prima und die Temperaturen klettern sogar nochmal auf 26°C. Das ist Badewetter!

Und während die Nixe ihrem Bad nachgeht, wird in der Küche bereits ordentlich Seetang in der Pfanne zubereitet.


Bitte ankreuzen: Regenbogen oder goldener Abendhimmel. Aber, warum denn nicht beides?


Heute machen wir einen Spaziergang auf die andere Seite der Bucht. Und, zufälligerweise gibt es dort sogar das „Alles-in-einem-Restaurant“ Delfin. Wir bestellen uns zur Vorspeise eine Pizza Frutti di Mare. Als Hauptgericht bestellt Martina ein Thunfischsteak mit Spinat und Kartoffeln während auf meinem Teller das schwarze Kalamari Risotto serviert wird. Heldenhaft verputzen wir wirklich alles.




Dann noch ein letzter Blick auf den „eine Nacht nach Vollmond“-Mond. Denn morgen geh’s weiter.

So isset. Zuerst Richtung Zadar, dann in Richtung Plitvicer Seen, dann Stopp bei einem Imker am Straßenrand, dann weiter auf einer kleinen Nebenstraße bis zum Ort Željava. Und jetzt sind wir jeden Moment an unserem Zwischenziel angekommen. Am Fuße des Gebirgszugs Plješivica, der Teil des Dinarischen Gebirges ist, wurde zwischen 1957 und 1970 Europas größte Flugzeugkaverne erbaut. Dieser unterirdische Stützpunkt fasste bis zu 80 MIG-21-Kampfflugzeuge, 110 Piloten sowie 1400 Luftwaffensoldaten… und beinahe einen Hartmann.


Über die ehemalige Start- und Landebahn nähern wir uns dem Hangar. Wieder so ein Ort, an dem die Strecke wegen erhöhter Minengefahr nicht verlassen werden darf. Machen wir dann auch nicht.


Nachdem wir diesen „Lost place“ verlassen haben, nehmen wir Kurs auf den Ort Duga Resa, wo wir auf der „Campsite Slapić“ trotz der bereits eingetretenen Dunkelheit einen schönen Stellplatz finden. Und das Gute: auch hier hat das zum Platz gehörende Restaurant noch geöffnet. Solch eine Chance lassen wir uns selbstverständlich auch hier nicht entgehen. … und Martina läuft wieder zur Hochform auf … 😉





Bei bestem Wetter genießen wir unseren persönlichen Platz auf der kleinen Holzterrasse. Ausruhen ist angesagt…




… und Baby-Kalamaris vom Grill… und ein „Selfie für die Fangemeinde“…


… und weiter entspannen. Gerne würden wir noch etwas länger hier bleiben.

Trotzdem müssen wir weiter. Die Strecke führt mitten durch Karlovac. Wir sehen Wohnsilos mit riesiger Werbung des einheimischen Bieres. Immerhin schön bunt. Weiter geht’s Richtung der kroatischen Hauptstadt Zagreb und dann nach Slowenien.


Etwas nördlich von Maribor befindet sich mitten im Herzen der österreichisch-slowenischen Toskana, zwischen idyllischen Weinhängen, kleinen Buschenschänken, Obstgärten und viel wilder Natur das kleine Weingut – oder ist es eher ein Bauernhof?- „Winež“. Auf verschiedenen Ebenen bieten die jungen Betreiber Stellplätze an. Wunderschöne Blicke in die Weinberge sind garantiert.





Abends gehen wir durch die Weinhänge hinüber zum befreundeten Weingut „Valdhuber“. Heute ist „Jausenzeit“, und wir bekommen typische Spezialitäten der Region serviert. Doch tatsächlich liegt der absolute Geschmack beim „Rumeni Muskat“. Ein Wein, der die die Geschmacksknospen zum vibrieren bringt. Am nächsten Tag werden wir eine Palette auf Hartmann laden.




Mit Stirnleuchte tasten wir uns durch die Weinfelder zurück, bevor wir „Winež-bei-Nacht“ erreichen.

Kurzer Halt auf der „grünen Grenze“.


Und dann immer Richtung Almtal, wo wir uns in der Nähe von Grünau im „Almcamp Schatzlmühle“ in Scharnstein für eine Nacht niederlassen. Heute mal „schnelle Küche“: Bier, Gnocchis, Birne, Ajvar, Käse, Brot und Salami. Hmmh, wer hat das denn zusammengestellt?




Es regnet nicht nur die ganze Nacht durch, sondern auch morgens. Da hilft nur eins: eine warme Dusche und dann Abfahrt zur nur ein paar Minuten entfernten „Grüne Erde“. Eines unserer Top-Lieblingsgeschäfte. Und ein Café haben sie auch. Das ist wunderbar. Und die Speisen sowieso.


Trocken, entspannt und sehr gut gesättigt machen wir uns auf zu unserem echten Lieblingscamp in Franken. Wir quartieren uns wieder einmal bei Martina und Thomas im schönen Städtchen Heroldsberg bei Nürnberg ein. Die Frage, ob wir unsere Rückreisen denn immer so planen, dass wir dort vorbei kommen, mag erlaubt sein. 😉


Auch die Küche hat sich übertroffen: Pute, Gemüse und Kartoffelgratin aus „eigenem Anbau“ 😉 Dazu einen – die genaue Anzahl an Flaschen bleibt „Camp-Geheimnis“ – rheinhessischen Grauburgunder.
Ja, und dann sind wir bereits auf unserer letzten Etappe Richtung Heimat. Die Bahn ist sehr stark befahren, und wir stehen sogar einmal eine Stunde ohne uns einen Zentimeter fort zu bewegen. Schließlich kommen wir gegen 19:30 Uhr wohlbehalten bei Hartmann’s Dependance nach 3.839 gefahrenen Kilometern an.
Am liebsten würden wir uns direkt wieder auf den Weg machen. Allerdings dann bei konstant besserem Wetter, und somit auch der Kultsong „Why Does It Always Rain On Me?“ von „Travis“, bitte im Plattenregal verbleiben kann. „Naprijed!“

Ende der Durchsage. 🙂