Buon viaggio, che sia un’andata o un ritorno
Che sia una vita o solo un giorno
Che sia per sempre o un secondo
L’incanto sarà godersi un po‘ la strada
Amore mio, comunque vada
Fai le valigie e chiudi le luci di casa
(Cesare Cremonini)

29.05.2025 – 15.06.2025

Unsere „Viaggio“ beginnt. Allerdings fahren wir nicht direkt bis „Bella Italia“ durch, sondern machen unseren ersten Stopp bereits in der nördlichen Pfalz an der Deutschen Weinstraße. Wir stehen am Rande der Weinberge beim „Winzer Benß“. Die Nähe zu Frankreich lässt grüßen. Und so bestellen wir uns in der „Straußenwirtschaft Bechtel“ einen Elsässer Pflammenkuchen sowie erfrischenden Riesling.

Eine kleine Runde durch den Weinberg darf jetzt nicht fehlen, auch, weil der „kleine Hartmann“ Auslauf benötigt.

Wir lassen es bewusst langsam angehen. So liegt unser kommender Stellplatz im Breisgau. In der Nähe des kleinen Ortes Munzingen befindet sich in absolut entspannter Atmosphäre, das Weingut des symphatischen Winzers „Edwin Baumann“.

Immer wieder schön anzusehen: Die Silhouette des Schwarzwalds.

Was ist das? Anflug auf den zunehmenden Mond, während des Wartens auf den Sonnenuntergang bei immer noch herrlichen 28°C.

Und warm bis sehr warm soll es auch bleiben. Schwitzend fahren wir durch die Schweiz, schwitzend erreichen wir Italien. Wir sind nicht alleine auf dem – Überraschung – „Weingut Gran Collina“ im Ort San Damiano d’Asti im Piemont. Bereits etliche Reisende haben sich eingefunden. Wir erhalten einen ansprechenden Platz für Hartmann und für uns einen schönen Tisch auf der Dachterrasse des zugehörigen Restaurants.

Zur Freude der Küche und zu unserer natürlich, wählen wir das 6-Gänge Menü aus. Nicht nur optisch, sondern vor allem auch kulinarisch ein absoluter Genuss. Andiamo: Albese di Fassana, Vitello Tonato, Spazagi e Speak, Agnolotti, Boccancini e Zucchine und Dolce. Dazu den herrlich spritzigen Cortese des Hauses.

Es bleibt warm. Das ist sehr angenehm. Allerdings wird es zunehmend schwüler. Das ist dann nicht mehr so angenehm. Eine zeitlang sind wir entlang der Wein- und Tartuffostrecke unterwegs, die zwar ursprünglich nicht für Autos gedacht ist. Aber ein Zebra ist ja irgendwie auch ein Pferd…

Erst als wir in höheren Gefilden unterwegs sind, wird die Temperatur etwas kühler. Eine kleine Piemont-Überlandtour liegt vor uns, bevor wir die „Tenuta Squaneto“ erreichen.

Eine wunderbare Camping-Landschaft auf einem mehrere Hektar großen Gelände. Das müssen wir erst einmal etwas erkunden.

Endlich können wir das Dachzelt aufbauen. Tolles Wetter und absolute Ruhe laden dazu ein.

Und, was versteckt sich eigentlich in diesem Zelt? Das muss ich jetzt aber genau wissen…

… eine Pizza Frutti di Mare in Fischform! Na dann, rein damit…

Am 2. Juni ist der Tag der Republik. Das ganze Land hat frei und die Straßen werden voll sein. Also bleiben wir noch auf dem Platz und lassen es ruhig angehen. Prima. „Ciao, Amore Ciao“. Das neue Buch von Eric Pfeil zu lesen macht einfach Spaß. Italia-Gefühl und Musica pur. Zum Essen gibt’s heute Camper-Spezial-Menu: Brotwürfel mit Oregano in der Pfanne anbraten, Salami, Käse, Tomaten-Mais-Salat und Piemont-Kirschen. Noch etwas Dolce Vita und buena notte.

Wir verlassen das Piemont und erreichen Ligurien.

Unser Zwischenziel ist der Küstenort Noli. Trotz der anfänglichen Wolken, finden wir es hier sofort sehr ansprechend. Wir schlendern entlang der Strandpromenade und durch die kleinen Gassen.

Ooops. Wo ist denn der Fisch bloß hin?

Dann ist es plötzlich strahlend Blau. So mögen wir es!

Von Noli aus halten wir uns Richtung Finale Ligure, um von dort die schmale Serpentinenstrecke hinauf zum „Agriturismo La Cà dell’Alge“ zu nehmen. Da kommt unser Hartmann ordentlich ans Pusten. Wir haben einen tollen Blick ins Tal, doch das dahinter liegende Meer können wir wegen der Wolken leider nicht sehen.

Wir stehen ganz für uns entspannt neben einem Wasserbecken. Herrlich, diese Ruhe, denken wir.

Die Bauernfamilie betreibt ein kleines Lokal und kocht für die Gäste. Das Gemüse kommt frisch aus dem eigenen Garten, die Kaninchen aus dem eigenen Stall und die Nudeln werden selbst per Hand hergestellt. Das schmeckt natürlich.

Als wir nach dem Essen zum Wagen kommen, hören wir unfassbar lautes und schrilles Quaken. Nein, bitte nicht: Zwei Frösche haben sich am Wasserbecken eingefunden und machen die ganze Nacht durch und „hauen auf die Pauke“. Da hilft nur Watte, oder besser den ganzen Schlafsack in die Ohren stecken, um das Gequake etwas einzudämmen. Aber, wir möchten ja in der Natur sein…

Grau, nebelig und Regen. So bleibt es nahezu den ganzen Tag über. Zwischendurch unternehmen wir eine kleine Wanderung, die bereits nach ein paar Metern nass ist. Im Schutz von Bäumen und Schirm warten wir den meisten Regen ab. Auf dem Rückweg können wir sogar schon wieder den Agriturismo einsam liegend, im großen Grün erkennen.

Ah sì, le rane sono ancora lì… 😉

Die heutige Fahrtstrecke ist die bisher kürzeste von allen. Also haben wir genügend Zeit, in aller Ruhe zum „Pranzo“ einzukehren. Da trifft es sich besonders gut, dass die im L’Osteria d’Italia empfohlene piemontesische „Trattoria Viola“ im ligurischen Ort Calice Ligure auf dem Weg liegt.

Auch dieser Ort ist für die Hausfassadengemälde bekannt. Auf den ersten Blick sehen die Steine und Abgrenzungen echt aus. Ist aber meist „nur“ Farbe.

Seit vielen Jahren empfohlen. Und das zu recht, wie wir selbst erfahren, oder besser: „erschmecken“.

Ravioli burro salvia und Pappardelle con polpo als Primi Platti.

Als Secondi Platti darf es Filetto de Branzino (Wolfsbarsch) sowie Brandacujun (Kabeljau mit Kartoffeln) sein.

Natürlich lassen wir uns wieder etwas Nettes in die Gourmet-Bibel schreiben. Der Küchenchef „Bobbo“ freut sich bald noch mehr als wir und zeigt uns zum Abschluss noch seinen Weinkeller.

Wir fahren hinunter zur Küstenstraße und halten uns westwärts, passieren Alassio und erreichen unseren Zielort Laigueglia, der weitaus beschaulicher daher kommt, als sein bekannter Nachbar. Über die schmale Via San Sebastiano erreichen wir den gleichnamigen Traditions-Campingplatz, der terrassenförmig angelegt ist. So ist der Blick auf’s Meer garantiert.

Ganz schön enge Angelegenheit, also vorsichtig einatmen und dann unten vorsichtig ausatmen 😉

Es ist nach wie vor bestes Dachzeltwetter. Also hoch damit.

Der Ort ist ein echtes Träumchen. Direkt am Meer, bunte Fassaden, verwunschene Gassen, ein toller Markt und sehr gute Lokale.

Wie könnten wir da widerstehen? Accinghe marinate (marinierte Sardinen) sowie frittierte Calamari. Haben wir da etwa die Großfamilienportion bestellt?

Einfach nur schön.

In der „hintersten Ecke“ finden wir dann doch noch die einzig verbliebene „richtige“ Panificio. Hier liegen abfallender Putz und prächtige Kirchenausbauten eng beieinander.

So, jetzt wird es aber endlich Zeit für das Meer, welches Martina bereits fest im Blick hat…

Also flugs umziehen und zum Bagni. Normalerweise muss der Zutritt des Wassers bezahlt werden. Wir kennen aber den Bruder von Rita, der auf dem Campingplatz arbeitet. Und schon wurde vermittelt, und schon ist Martina drin. 🙂

Jedes Bagni hat eine Bar. Und jede Bar serviert einen Aperitivo. Und da kann es nur „den einzig Wahren“ geben.

Abends bereiten wir uns die am Vortag auf dem Markt gekauften Produkte zu: lila Spargel, Tomaten – Tomaten mit echtem Tomatengeschmack und kein Geglibber mit roter Haut – als auch die aus einer kleinen Manufaktur stammenden frischen Gnocchis lassen wir uns munden. Lecker!

Sonnenaufgang, 6:32 Uhr.

Zuerst hatten wir überlegt, noch einen weiteren Tag in Laigueglia zu bleiben. Allerdings hätten wir innerhalb des Platzes umziehen müssen, da unser Premiumplatz bereits vorreserviert war. Na, dazu hatten wir dann auch keine richtige Lust. Schließlich gibt es ja noch andere schöne Stellen, die wir erkunden möchten.

Und das ist die „Campsite Eucalyptus“ in Imperia. Gerade einmal 20 Kilometer weiter. Es ist sehr schwül und die 24°C fühlen sich wie 34°C an. Puuhhh.

Die typische Mittelmeer-Flora in der Nähe von Meer und Strand.

Wir „dampfen“ die Küstenpromenade entlang der verschiedenen Bagnis rauf und runter und stärken uns mit einem herzhaften „Energie-Salat“.

Auch Imperia ist ein ligurisches Städtchen wie aus dem Bilderbuch.

Da wir uns auf dem „Boots-Flohmarkt“ nicht so recht entscheiden konnten, haben wir vorsorglich alle „klar gemacht“. Man weiß ja nie.

Die Vertreter der „Nordkurve“ waren auch schon da und singen: „Ja wir schwören Stein und Bein, auf die Elf vom Niederrhein“ … Wobei mir natürlich der „Stern des Südens“ lieber ist 😉

Das „Bagni Oneglio“ bietet eine hervorragende Küche an. Diese Chance lassen wir ins nicht entgehen. Martina bestellt Taglionili Verdi con Calamari, Gamberetti e Zucchine und ein Filetto di Branzino alla Ligure, für mich dürfen darf es Linguine alle Vongole und ein Filetto di Tonno con Verdure sein. Dazu prickelnden Weißwein und Acqua Frizzante.

Keine Wolke weit und breit. Und so soll es wohl auch die kommenden Tage sein. Perfetto!

Unsere Weiterfahrt steht an. Packen, aufsitzen, tanken. Und dann unternehmen wir einen Abstecher in das malerische Bergdorf Pontedassio.

Hier kaufen wir bei der netten Bäckerin frische Teigwaren ein, die wir im benachbarten Café direkt schon verputzen. Aber nicht alles… 😉

Danach geht’s nur kurz um die Ecke zu Rimbando. Ein Traditionsladen mit frischem Obst und Gemüse, Käse- und Wurstprodukten, Vino di Ligure sowie Olivenöl aus eigener Herstellung. Das ist gut investiert, denn bei unserem nächsten Stellplatz ist momentan kein Restaurantbetrieb. Dachten wir… Uns so machen wir uns schwer bepackt auf die Weiterfahrt.

Die Strecke führt uns durch kleine Ortschaften und weiterhin schöne Landschaften. Wir erreichen wieder das Piemont und bald auch den „Agriturismo Agripassione“ in der Nähe von Asti. Es sind über 30°C und die Sonne knallt wie Teufel vom Himmel. Unter einem Nussbaum finden wir wenigstens einen Hauch von Schatten. Dann heißt es: Ruhe bewahren, nicht bewegen und viel trinken.

Noch sind so gut wie keine Mücken unterwegs. Doch das wir sich bald ändern. Gegen Ende Juni werden es wohl um die Milliarden (!) sein, die von von den nahe liegenden riesigen Reisfeldern auf Beutezug ausschwärmen. Was für eine Vorstellung. Italien ist übrigens der größte Reisproduzent Europas. Besonders im Piemont und der Lombardei sind ideale Bedingungen. Flache Felder und ausreichend Wasser aus den Alpen, lassen die hochwertigen Reissorten wie Arborio und Carnaroli wachsen, die überwiegend für Risotto verwendet werden. 

Ach ja, es ist schon wieder so weit: „Compleanno numero 63“. Und mit 33°C einer der für mich heißesten. Also noch weniger bewegen als gestern und dafür noch mehr trinken als gestern. Am frühen Nachmittag kommt Alessandro, der Betreiber des Agriturismo zu uns und schenkt mir zum Geburtstag eine Flasche Asti Spumante! Na, das finde ich mal so richtig toll. Grazie mille!

Es kommt noch besser. Er und seine Frau Laura möchten heute Abend den Pizzaofen anfeuern – schließlich ist es ja noch nicht heiß genug – und für uns mehrere (!) verschiedene Pizzen backen. Okay, dann bleiben unsere für hier angedachten Vorräte halt in der Box. Was uns dann serviert wird, ist unglaublich.

Gut, dass wir nicht alleine sind, und auf die sehr nette Gesellschaft eines englischen Zustellers der Royal Post bauen können, um uns der herannahenden Herausforderung zu stellen. „Andy-John“ hat eine Auszeit und ist mit seiner zum Tuk-Tuk umgebauten Piaggio von England aus, auf Europa- und Marokko (!) Reise. Gemeinsam mit ihm feiern Martina und ich meinen Geburtstag, inklusive Pizzen, Geburtstagskuchen und Platzen.

Wie kommt das Stück Pizza bloß in’s Weinglas?

Thank’s for your companionship, my friend. And good luck for your trip.

Auch für uns geht es schließlich weiter, wenn augenblicklich noch nicht in Richtung Marokko.

Stattdessen fahren wir durch die angrenzenden Weinanbaugebiete, um dann im schmucken Ort Grazzano Badoglio sowohl Wein im Gut Ranato Capretto als auch in einem kleinen Laden ein paar Vorräte einzukaufen, was auf der Beifahrerinseite kurzfristig zu einem kleinen Engpass führt.

Anschließend fahren wir weiter über’s Land und mit geschlossenen Fenstern entlang der Reisfelder. Etwas oberhalb von Torino, in der Nähe des Dorfes Cavaglia machen wir mitten im Grünen beim „Agriturismo Cascine Torrine“ Halt. Die Temperaturen liegen bei 31°C.

Da hilft der Baum unter dem wir stehen auch nicht allzuviel, um ausreichend Schatten zu spenden. Also sorgen wir für ausreichende Kühlung durch ein Kaltgetränk. 😉

Im kleinen Ristorante bestellen wir einmal Pasta mit Salbei sowie einmal mit Gehacktem vom Wildschwein. Dazu einen leichten und vor allem kalten Vino bianco della casa.

Es ist immer noch sehr warm und zunehmend schwüler. Wir unternehmen noch einen kleinen Abendspaziergang. Der bringt alles andere als Abkühlung. Auch im Dachzelt ist es unangenehm. Kein Windhauch, keine Abkühlung. Irgendwann schlafen wir dann ein…

… und sind sehr früh wieder wach. Kleines Frühstück und los. Heute möchten wir eine für uns neue Strecke ausprobieren. Durch das Aostatal und dann durch den Gran San Bernardo / Saint-Bernard-Tunnel, in dem sich auch die Grenze von Italien und der Schweiz befindet. Martina gelingen mit ihrem Mobilphone wunderbare Fotos während der Fahrt. Klasse!

Wir erreichen den nach mir benannten 😉 „Campingplatz Clos de la George“ in Yvorne und treffen auf schweizerische Entspannung sowie eine angenehme Atmosphäre. Im Pool finden wir die nötige Abkühlung mit fantastischem Blick auf die umliegende Bergwelt und terrassierten Weinfeldern. Sollten wir nochmal hier in der Gegend sein, werden wir mit Sicherheit mehr als nur eine Übernachtung klar machen.

Was für ein mystischer Abendhimmel. Wunderbar. Und dann „fängste an zu simmeliere“… So oder ähnlich muss es wohl gewesen sein, als 1971 über dem naheliegenden Genfer See der Himmel leuchtete und plötzlich Rauch aufstieg. Noch in Montreux weilend, kreierten die Jungs von Deep Purple den Jahrhundert-Song „Smoke on the water“. „Pa pa pa – pa pa – pa pa – pa pa pa – pa pa“.

Ohne Rausch – ne, Rauch – führt uns die Weiterfahrt bis in den Schwarzwald. Hier haben wir einen tollen Stellplatz mit weitem Blick in die Landschaft beim „Haghof“ in Seelbach gefunden.

Gerne hätten wir den alten Ofen genutzt, doch heute bleibt die Küche kalt. Aber immerhin mit etwas Italia-Flair. Insalata Capricciosa und Insalata Pescatore landen auf dem Tisch.

Es beginnt unser letzter Reise-Abend. Nicht nur die Abendstimmung lässt uns melancholisch werden, auch das Ende dieser Reise. Auch dieses Mal würden wir am liebsten abdrehen und von vorne starten…

Se ci pensiamo bene, siamo sempre di passaggio… Andiamo!