05.05.2023
Was für ein besonderes Datum. Heute ist unser 34. Hochzeitstag. Wie hätten wir seinerzeit ahnen können, dass wir uns einmal mit einem HZJ 75 auf dieser Reise befinden würden … Nun ja, heute bleibt erst einmal keine Zeit zum feiern. Immer weiter ostwärts geht die heutige Fahrt. Letztendlich verbringen wir den ganzen Tag im Wagen, da wir keinen gescheiten Stellplatz finden und gute 150 Kilometer im Kreis fahren, um schließlich auf diesem „Traum-Parkplatz“ am Rande des quirligen Ortes Darembe zu landen. Wir stoßen mit einem Efes auf uns an und liegen flach …


06.05.2023
Wir sind früh auf und weg. Es liegen zirka 320 Kilometer „durch das wilde Kurdistan“ vor uns. In einem Duchfahrtsort kehren wir im kleinen Lokal „Mesur Mahmut Kavur Maci“ ein und essen eine Kleinigkeit, die echt lecker zubereitet ist.



Wir hätten es echt nicht erwartet, doch wir werden auf der weiteren Strecke eine zeitlang immer wieder mit den Folgen des verhehrenden Erdbebens von Februar konfrontiert, obwohl wir über 100 Kilometer vom eigentlichen Epizentrum unterwegs sind. Schief stehende Häuser, Schuttberge, in sich zusammengebrochene Häuser, weggebrochene Häuserfassaden, die einen Blick auf die ehemalige Wohnung freigeben, abgetragene Dächer, Bagger, die Abrissarbeiten durchführen … einfach furchtbar. Vor allem für die vielen betroffenen Menschen, die notdürftig in Zelt- und Containerlagern untergebracht sind. Für wie lange werden sie auf ihr altes Leben verzichten müssen und diese Situation aushalten?!





Am späteren Nachmittag erreichen wir die Basisstation des Nemrut Daği. Das ist nicht so einfach bei einem Steigungswinkel von teils 11- 14°. Hartmann kommt schwer ans Pusten … Wir nächtigen in einer Höhe von 1.895 Metern und schlafen in absoluter Ruhe.


07.05.2023
Bereits sehr früh fahren wir die verbleibenen 1,5 Kilometer bis zu einem Parkplatz hinauf, von dem wir dann die restlichen 300 Höhenmeter zu Fuß zurück legen.

Wir erreichen den größten Grabhügel der Welt auf seiner Ostseite. Hier stehen sie, die Beschützer von König Antiochus, der vor zirka 2.100 Jahren dieses Werk hat erbauen lassen. Leider wurden auch sie im Laufe der Jahre durch Erdbeben zerstört. Doch ihre Magie haben sie dadurch nicht verloren.



Wir gehen weiter zur Westseite des Berges. Hier beeindrucken vor allem die überdimensional großen Köpfe der Götter, die immer noch ihre Blicke über die Weite der Landschaft schweifen lassen.



So, und nach dem Besuch gibt’s erst einmal im „Stehcafé“ einen heißen Kaffee und ein stärkendes Frühstück in luftiger Höhe.

Dann geht’s abwärts, entlang durch einige kleine Ortschaften, Friedhöfen und Moscheen am Rande des Berges.


Von Hutköy nach Kayali fahren wir kurze Zeit später über die erst kürzlich fertiggestellte Brücke über den Euphrat.

Doch wo ist unser nächster Stellplatz? Martina hat mal wieder das „richtige Näschen“. „Nach ein paar Kilometern führt ein Feldweg links hinab, dann geradeaus durch eine kleine Siedlung, dann über Stock und Stein, dann an einem Schäfer mit seiner Herde vorbei, und dann müsste eigentlich ein Bauernhof kommen, der einem freies Stehen ermöglicht und ein Esel uns freudig begrüßt“. 😉



Und so ist es dann auch.


Kaum sieht uns der junge Bauer, sitzen wir auch schon mit seiner Familie beim Tee. Mittelpunkt dieses sehr angenehmen Beisammenseins ist der kleine Mohammed, dem immer wieder etwas Neues zur Freude aller einfällt.

Und das ist unser Platz! Wir campieren oberhalb des Euphrat, der die Länder Türkei, Syrien und Irak miteinander verbindet und mit 2.736 Kilometern einer der längsten Flüsse der Erde ist. Mit seinem Zwillingsfluss Tigris bildet er das so genannte „Zweistromland Mesopotamien“. Doch jetzt würden wir in die Geschichte des „Alten Orients“ abdriften … und die heben wir uns für später auf.



Wir sitzen noch lange unter sternklarem Himmel vor dem Wagen und hören das „Heulen von Hunden“ – oder sind es Wölfe? Der Bauer klärt uns am nächsten Tag auf: Es sind nur Schakale, wie beruhigend …
08.05.2023
Wir können uns kaum losmachen von diesem wunderbaren Ort. Doch es hilft nix, denn vor uns liegt wieder einmal eine längere Strecke von 350 Kilometern, die über Siverek, Diyarbakir, Silvak und Bitlis über die E99 nach Tatvan führt. Etwas außerhalb campieren wir direkt am Van-See bei „Aile Ҫay Bahҫesi“. Und schon zieht ein Gewitter über uns hinweg …



09.05.2023
Nach einer wohltuenden heißen Dusche im Privathaus der Campingplatz-Betreiberin fahren wir nach Tatvan, um bei Migros einzukaufen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hören wir „kurdische Rhythmen“ einer „dicken Tromm“ und einer „Tröte“. Und schon sind wir mittendrin und sehen einen typischen traditionellen Tanz, der von Jungs aufgeführt wird, bevor etwas später auch die Frauen teilhaben dürfen. Zum Abschluss wird – kein Quatsch – ein Lamm auf dem Bürgersteig geschlachtet. Man stelle sich das einmal auf der Hindenburgstraße in Mönchengladbach vor …



Wir halten uns Richtung Van und fahren am Südufer des Sees entlang, doch nur wenige Kilometer, da wir zur Halbinsel „Yelkenli“ möchten, wo wir frei stehen können.

Ein Träumchen!

Es ist mal wieder Zeit für schmackhafte Lamm-Köfte mit Salat und Fladenbrot.




Kurze Zeit später sind bereits die ersten Besucher da.


Und Abendhimmel geht hier auch 🙂

10.05.2023
Wir besuchen die im See liegende Insel „Andamar“, auf der die berühmte „armenische Heiligkreuzkirche“ zu besichtigen ist. Wir sind nicht alleine, auch eine Schulklasse ist vor Ort.








Ziel für die folgenden beiden Tage ist eine abgelegene Landzunge bei Adasi, wo wir erneut auf „die Karlsruher“ treffen.




11.05.2023
Wir verbringen einen entspannt schönen Tag bei wohligen 20°C …






… und freuen uns auf’s Lagerfeuer. Auch lernen wir Dank der „Jägerin der verlorenen Schätze“, wie wertvoll Kuhdung sein kann. 😉





Unser letzter Abend am Van-See, der mit 3.700 Quadratkilometern der größte See der Türkei und etwa siebenmal so groß wie der Bodensee ist. Nicht ohne Grund nennen die Einheimischen ihn „Van Denizi“, was Van-Meer bedeutet.

12.05.2023
Wir verlassen diesen abgeschiedenen Ort und fahren Richtung armenische sowie iranische Grenze. Während der Fahrt passieren wir einige Militärkontrollen, die uns entweder mit einem freundlichen „Hello“ durchwinken oder sich manchmal unseren Reisepass zeigen lassen.
Unterwegs machen wir einen Stopp bei Halil und Erzrum. Der Tee ist lecker, das WC verkneifen wir uns … 😉


Dann sehen wir den mächtigen Berg der Berge auftauchen, der heute wie so oft sein schmuckes „Wolkenhäubchen“ trägt. Vor uns liegt der 5.167 Meter hohe Berg Ararat.

Wir besuchen den „Ishak Pasha Palast“, der oberhalb der Stadt Doǧubeyazit imposant auf einem Felsplateau liegt und sich der Landschaft wunderschön anpasst.



Die erste „Stehtoilette“ des Orients?



Blick nach links und Blick nach rechts vom Palast.


Was für ein Panorama! Wir sind echt begeistert.

Etwas unterhalb quartieren wir uns mangels gescheiter Alternativen auf dem Parkplatz des ehemaligen Restaurants „Murat“ und heutigen „Royal Castle“ ein. Letztendlich ein guter Ort für uns, da wir uns bekochen lassen.




13.05.2023
Schon wieder Gewitter. Bereits früh am Morgen werden wir vom Donner geweckt. Auch die weiteren Wetteraussichten versprechen nicht allzuviel Positives. Warum nicht einfach noch heute hier verweilen und sich um die weitere Reiseroute kümmern? So machen wir es.
14.05.2023
Heute fahren wir über die antike Stadt „Ani“ zum Çildir-See. Unser Ausgangspunkt für die Weiterreise nach Georgien.
Doch erst einmal müssen wir uns durch Doǧubeyazit schlängeln. Heute ist Präsidentschaftswahl in der Türkei und die Menschen sind bereits früh auf den Beinen, um ihre Stimme abzugeben.

Nachdem wir das Gewusel hinter uns gelassen haben, begeben wir uns hinein in die Bergwelt. Es ist kaum auszumachen, dass wir uns bereits auf einem Höhenniveau von 2.000 Metern befinden.



Dann erreichen wir „Ani“. Es ist immer wieder erstaunlich und interessant anzusehen, wozu die Menschen vor Hunderten von Jahren mit den einfachsten Mittel im Stande waren, zu erbauen.

Wir befinden uns un in unmittelbarer Nähe zu Armenien. Der Fluss bildet die natürliche Grenze.







Und dann braut sich schon wieder was zusammen. Wir beeilen uns, als wir unseren Stellplatz am See erreicht haben, denn kurze Zeit später beginnt es bei 2°C Schnee zu grieseln …

15.05.2023
Puuuhhh, ist das saukalt. „Katzenwäsche“ ist angesagt und dann ab in Richtung Karibik … 😉


Na ja, ganz so ist es dann nicht, denn für heute ist die Einreise nach Georgien geplant. Mal abwarten, ob wir dort auch mit den nie enden wollenden beiden Fragen „Where are you from?“ und „What’s your name?“ beglückt werden … 😉