Seit langem haben wir dieses Land im Kopf, um es einmal zu bereisen. Nun gut, der Song „Georgia on my mind“ wurde in den 30er Jahren mit Bezug auf den US-Bundesstaat geschrieben und von Ray Charles als erster weltweit in der Jazz-Szene publik gemacht. Zahlreiche weitere Musiker haben in den folgenden Jahren ihre Interpretationen in unterschiedlichen Genres erfolgreich veröffentlicht. Spannend ist dagegen die Textzeile „Georgia on my mind“ im Beatles Song „Back in the USSR“. Sie spielt auf die Doppeldeutigkeit „Georgia“ im Englischen an. Neben dem amerikanischen Staat im Süden ist auch die ehemalige Sowjetrepublik angesprochen. Und jetzt sind wir dabei.
15.05.2023
Wir fahren durch die teils spektakulären Landschaften Ostanatoliens und sehen bald die ersten in türkisch geschriebeben Hinweisschilder auf unser Zielland: Gürcistan.




Die Grenzabwicklung läuft recht gut und auch die vielen Trucks haben ein Einsehen und rangieren etwas vor und zurück, damit wir gemeinsam mit Gabriele und Dieter einreisen können. Nach 5.652 gefahrenen Kilometern sind wir drin.

Das Land erwartet uns mit Regen und extrem schlechten Straßenverhältnissen. Riesige und vor allem tiefen Schlaglöcher müssen sehr langsam um- oder durchfahren werden. Und das auf einer Strecke von 25 Kilometern … in der Ruhe liegt die Ausdauer …


Die kleinen und ärmlichen Dörfer scheinen aus einer anderen Zeit zu stammen. In der Kleinstadt Akhalkalaki sehen wir die verbliebenen und meist heruntergekommenen Mehrfamilienhäuser sozialistischen Baustils. Zu welchem Baustil wohl die raffinierte Brücke zählt?








Und dann ist es richtig, richtig schön auf dem Weg durch den „Kleinen Kaukasus“ zu den Höhlenwohnungen von Vardzia. Unser Stellplatz ist direkt gegenüber dieses altertümlichen Wunderwerks.




16.05.2023
Da es ein wirklich besonderer Ort ist, verbleiben wir bei bestem Wetter noch einen weiteren Tag und eine weitere Nacht.
17.05.2023
Wir frühstücken in einem Café am Straßenrand, bevor wir über den Ort Ninotsminda am Parvani-See vorbei zur kleinen Kapelle der „Heiligen Nino“ fahren.






Typische Ortschaft in dieser Region mit interessanten Details.



In Tsalka schauen wir uns die so genannte „Diamond-Bridge“ über einer Schlucht an. Wir verzichten allerdings auf eine Überquerung … warum nur?


Das sind immer besondere Momente, wenn große Schafherden mit Hunderten von Tieren vorbei ziehen. Meist sind die Herden von einzelnen Ziegen und Eseln begleitet. Klar, die Schäfer sind auch dabei und die grüßen meist voller Freude das Zebra … 😉




Im kleinen Örtchen Manglisi schauen wir uns zuerst die Dorfkirche und einige Meter weiter das romantisch im Grünen stehende Kloster an. Dagegen ist der Pope von Hartmann „begeistlicht“ …





Immer wieder sehen wir Störche in ihren Nestern und einige von ihnen sind wirklich gut vernetzt.


Kurz vor dem Ort Asureti qualmt am Straßenrand der Grill. Schon halten wir an und bestellen Lamm-Hackspieße und die für hier typischen Khinkali (mit Zwiebel, Fleisch und frischem Koriander gefüllte große Teigtaschen). Hmmhhh, wie lecker …


Wir suchen das „Weingut Schala“, brauchen aber einen Moment, bis wir das Fachwerkhaus finden. Hier begrüßt uns mit viel Charme und Freude Manfred, der vor vielen Jahren hier her gezogen ist. Okay, das Weingut ist etwas in die Jahre gekommen, doch der Wein ist hervorragend. Wir sitzen in der Küche und er erzählt uns von der Geschichte und den Menschen des Ortes, der füher einmal „Elisabethal“ hieß.


18.05.2023
Nach dem gemeinsamen Frühstück zeigt uns Manfred den ehemaligen deutschen Friedhof sowie die verfallenen Gebäude einer früheren großen Schweinezucht. Nach einer echt herzlichen Verabschiedung machen wir uns auf die Weiterreise.





Nachdem wir den 1.800 Meter hohen Gamberi-Pass überquert haben, schauen wir uns das kunsthistorisch bedeutenste Bauwerk von Kachetien an: die dem „Heiligen Georg“ geweihte Kathedrale von Alaverdi.



Und dann lassen wir noch kurz die Drohne fliegen 😉

Wenige Kilometer entfernt halten wir bei der „Finca Idoize“, die auch Stellplätze für Camper anbietet. Der ursprünliche Plan, uns auf die Wiese zu stellen, scheitert allerdings. Der Boden ist vor lauter gefallenem Regen zu tief und letztendlich würden wir den „Acker umpflügen“. So stellen wir uns auf den festen Steinweg.




Auch die Finca baut ihren eigenen Wein an und der schneebedeckte „Große Kaukasus“ lässt sich kurz blicken.


19.05.2023
Um kurz nach Mitternacht ist Mama für immer friedlich eingeschlafen. Wir sind sehr traurig, doch auch froh, dass sie nicht leiden musste. Sie würde sich sicher wünschen, dass wir unsere Reise fortsetzen. Und so machen wir es auch.
„Wenn irr dat könnt, dann macht dat och. Ich jönn et öch.“

Den Tag verbringen wir in Ruhe und unsere Gedanken sind natürlich immer wieder bei Mama.
20.05.2019
Wir fahren an der Festungsanlage von Gremi vorbei und steuern das Landgut Tsinandali an, das im 19. Jhdt. vom Fürsten Chavchavadze gegründet wurde. Wir besichtigen auch den Weinkeller und leeren von den edlen und alten Tropfen ein paar Flaschen …







Bald erreichen wir das „Weingut Ibero“, wo wir einen Stellplatz haben und abends georgische Köstlichkeiten essen können, die mit den entsprechenden Weinen begleitet sind. Die Weine sind übrigens mit der landestypischen „Qvevri-Methode“ hergestellt. Große Amphoren sind in den Boden eingelassen und die Weine werden dort vergoren und ausgereift.






21.05.2023
Nur wenige Kilometer entfernt liegt das mittelalterliche Städtchen Sighnaghi. Wir suchen „Tsanava’s Cottage“, wo wir im Garten campieren können. Trotz mehrmaligem durchfahren der Gassen finden wir es nicht. Ein Taxifahrer kommt uns zu Hilfe. Er deutet uns an ihm zu folgen, und schon sind wir da.





22.05.2023
Heute fahren wir zum „Vashlovani-Nationalpark“, ein absolutes „Muss“. Wir sind früh unterwegs, da es noch Lebensmittel einzukaufen gilt.

Wir passieren wieder einmal eine der vielen und schön gelegene Kirchen armenischen Baustils.

Erst gegen 13 Uhr „frühstücken“ wir in einem kleinen Dorf-Café. Frisch gestärkt machen wir uns über eine kilometerlange Matsch- und Holperpiste auf in Richtung National Park. Freundlicherweise transportiert der LKW für uns den notwendigen Wasservorrat für die nächsten Tage.








Heute ist Vögel-Badetag in den Pfützen des Weges.



Doch das entgeht auch dem „Bademeister“ nicht …

Dann erreichen wir das Dorf Kasristskali in der Mitte von Nichts, doch wichtiger Dreh- und Angelpunkt der weiteren Strecke.









Nach einer schönen Berg- und Talfahrt kommen wir zur Rangerstation, wo wir übernachten. In absoluter Ruhe. Nichts, einfach Nichts.




23.05.2023
Bereits um 7 Uhr sind wir auf und werden von einem kleinen Gast beim Frühstück begleitet.


Allrad 4×4 ist Pflicht für den Besuch in diesem großen Areal. Und ganz ehrlich, es ist echt von Vorteil, dass wir bereits Erfahrung beim Offroad-Fahren haben. Manches sieht im ersten Moment recht einfach aus, ist es dann aber doch nicht, da es Auswaschungen oder steile und vorher nicht einzusehende Kurven gibt, oder Felspassagen „überklettert“ werden müssen, oder ausgetrocknete und holprige Flusstäler durchquert werden wollen, oder, oder oder. Um es vorweg zu nehmen: für die 40 Kilometer haben wir gute sechs Stunden benötigt.

Ein Hauch von Afrika am Fuße des Weges hinauf auf den Pass.




Unsere weitere Strecke ist schön von der Passhöhe zu erkennen.

Es ist immer von Vorteil, wenn wir zur Orientierung einen Blick auf die Karte werfen können. Es ist aber nicht von Vorteil, wenn die Beschriftung auf Georgisch ist … Versuch und Irrtum und freie Fahrt voraus …



Wir sind nur wenige Meter von der aserbaidschanischen Grenze entfernt. Ob der Wachposten uns bereits im Blick hat?


Es sind – bitte aufgemerkt – 33°C im Schatten. Wobei es diesen hier gerade nicht gibt. Eine immer gute Erfrischung ist kalter Ayran.

Und dann haben wir echt Glück, da wir einige „Kropf-Gazellen“ – wenn auch in sicherer Entfernung – sehen, die ursprünglich in den 60er Jahren aus dem Nachbarland eingewandert sind.


Alte, meist verfallene und dennoch bewohnte Schäferhäuser am Wegesrand.



Wir durchfahren ein trockenes Flussbett, um in die Bärenschlucht zu gelangen. Hier campieren wir.



Übrigens sind wir mit der heutigen Temperatur sehr gut bedient. In ein paar Wochen liegen sie bei unfassbaren 50 – 60°C !!! Schließlich bewegen wir uns in einer so genannten „Halbwüste“. Während der staubigen Fahrt hören wir Tuareg-Blues-Rock von „Bombino“. Nun gut, ist vielleicht etwas weit hergeholt, doch irgendwie war’s für uns passend.


24.05.2023
Schnell noch ein paar Vorräte auffüllen. Besonders lecker ist das Brot, wenn es gerade aus dem Ofen kommt. Danach ist es leider eher zum Stopfen von Schlaglöchern zu verwenden. Betonhart. Martina freut sich nach dem Einkaufen übrigens immer über die ausreichende Beinfreiheit im Fußraum …


Dann geht’s zum Nationalpark Lagodechi, nur wenige Kilometer von der russischen Landesgrenze entfernt. Hier verbleiben wir allerdings nur etwas über eine Stunde. Alles ist irgendwie uneben und egal wie wir versuchen den Wagen zu stellen, steht er doch immer mindestens in eine Richtung schief.

Was tun? Wir fahren kurzentschlossen zur zwei Stunden entfernten und wohlbekannten „Finca Idoize“ in Kvemo Alvani. Ein „herzliches Willkommen“ ist uns sicher.
25.05.2023 and 26.05.2023
Relaxing days mit frischem Wasser im Pool bei 30°C Schwüle und mindestens nochmal soviel Wasser pro Quadratmeter beim täglichen Gewitterregen einschließlich Hagel … ist das wirklich noch normal?!


27.05.2023
Wir müssen einen kleinen „Boxenstopp“ im kleinen Ort Akhmeta einlegen. Hartmann benötigt frisches Grafitfett für die vorderen beiden Radlager. In Levan’s Werkstatt sind wir bestens aufgehoben. Da das notwendige Fett gerade nicht vorrätig ist, habe ich die Chance in einem über 30 Jahre alten Lada – er besteht nur noch aus der „Außenhülle“, einem Motor, Lenkrad, ein paar flatternden Pedalen und Rädern mit abgefahrenen Reifen – in der Nachbarschaft das Material zu besorgen. Meine Güte. In aller Ruhe nimmt sich Levan anschließend der Angelegenheit an, und nach einer Stunde fahren wir schon weiter.





Wir halten uns Richtung des Stausees Zhinvali und sehen unterwegs wie so oft interessante Kapellen und Kirchen.




Wieder einmal geraten wir mitten in eine Schafherde, die gerade die Straße quert. Die Schäfer sind wie immer freundlich und sind daran interessiert, woher wir kommen.


Kurz vor unserem Stellplatz „Aragvi Adventure Center“ am Fluss Pshav-Aragvi kehren wir in einem Restaurant ein und stärken uns mit schmackhaftem Salat sowie Rind- und Schweinefleischspießen, obwohl wir Hühnchen und Lamm bestellt haben …




Schnell noch getankt und dann sind wir da.



Wir treffen auf einen Bukhanka, ein altes russisches Fahrzeug, das inzwischen als Reisemobil ausgebaut wird.

Ja, was soll ich sagen: Spitz auf Knopf, doch die 11. Meisterschaft in Folge ist im Sack.

Und voller Freude stimmen wir den „Stern des Südens“ an:
Welche Münchener Fussballmannschaft kennt man auf der ganzen Welt?
Wie heißt dieser Club, der hierzulande die Rekorde hält?
Wer hat schon gewonnen, was es jemals zu gewinnen gab ?
Wer bringt seit Jahrzehnten unsere Bundesliga voll auf Trab?
FC Bayern, Stern des Südens, du wirst niemals untergeh ’n,
Weil wir in guten wie in schlechten Zeiten zueinander steh’n!
FC Bayern, Deutscher Meister, ja so heißt er mein Verein,
Ja so war es und so ist es und so wird es immer sein!
Wo wird lauschend angegriffen, wo wird täglich spioniert
Wo ist Presse, wo ist Rummel, wo wird immer diskutiert?
Wer spielt in jedem Stadion vor ausverkauftem Haus?
Wer hält den großen Druck der Gegner stehts aufs neue aus?
FC Bayern, Stern des Südens, du wirst niemals untergeh ’n,
Weil wir in guten wie in schlechten Zeiten zueinander steh’n!
FC Bayern, Deutscher Meister, ja so heißt er mein Verein,
Ja so war es und so ist es und so wird es immer sein!
Ob Bundesliga, im Pokal oder Champions League ja gibt es denn
Was schöneres als einen Bayern-Sieg?
Hier ist Leben, hier ist Liebe, hier ist Freude und auch Leid,
Bayern München! Deutschlands bester! bis in alle Ewigkeit!
FC Bayern, Stern des Südens, du wirst niemals untergeh ’n,
Weil wir in guten wie in schlechten Zeiten zueinander steh’n!
FC Bayern, Deutscher Meister, ja so heißt er mein Verein,
Ja so war es und so ist es und so wird es immer sein!
Sorry, musste jetzt einfach sein … 😉
Morgen fahren wir in die Hauptstadt Tbilisi und freuen uns auf das pulsierende Leben.