18.12.2019 – 27.12.2019 Cabañas Borgolafquen / Panguipulli / 9N
Noch keine hundert Kilometer von Pucón entfernt liegt der 117 Quadratkilometer große und bis zu 268 Meter tiefe Gletschersee Lago Panguipulli in der Region Siete Lagos. Bereits am Morgen haben wir telefonisch bei Paola eine direkt am See liegende Cabaña für 4 Tage reserviert. Dann beginnt es während der Anreise zu nieseln. Der Himmel ist grau, wird dann noch dunkler und die Temperaturen liegen gerade mal bei 15 Grad. War es richtig, sich bereits festzulegen? Als wir Borgolafquen erreichen, werden wir herzlich begrüßt. Obwohl es inzwischen ordentlich regnet, sind wir total begeistert. „Liebe auf den ersten Blick!“ Sehr ruhig gelegen, genügend Platz, bestens ausgestattet und ein fantastischer Blick auf`s Wasser und unseren Privatstrand mit direktem Zugang vom Haus. Im Regal entdecken wir ein altes Kofferradio aus den Siebzigern. Wir schalten es ein. Radio Picarona aus Panguipulli spielt gerade den Peter Fox Song: „Und am Ende der Straße steht ein Haus am See, Orangenblätter liegen auf dem Weg …“ 😉 Jetzt gibt es kein Halten mehr. Wir verlängern unseren Aufenthalt spontan um weitere 5 Tage. Wir machen URLAUB VOM REISEN. Damit es abends schön muckelig wird, zünden wir das Kaminfeuer an. Holz ist genügend vorhanden, doch ein Bärenfell ist leider nicht aufzutreiben… Und am nächten Morgen scheint schon wieder die Sonne.






Etwas „Dachzelt“ ist immer dabei. Sportlerfrühstück vor der Kajak-Tour.

Der Anker ist eingeholt. „Paddel frei!“
Unendliche Weiten liegen vor uns, irgendwo dort hinten muss Australien liegen. Delfine begleiten tanzend unser Boot, ein Wal taucht auf, pustet eine Wasserfontäne in die Luft und zeigt uns seine mächtige Fluke. Seeschlangen kreuzen unsere Fahrtrichtung, fünf Meter hohe Wellen türmen sich vor uns auf. Alles entspannt, doch dann taucht plötzlich das berühmte und gefährliche Lochos Nessos auf. Ich springe elegant auf, greife zur Harpune und … höre Martina`s Stimme: „HaGeee, aufwachen!“




Die „Eroberin“ des Sees. Einem Vorschag Alexander folgend, wird der See in „El Lago Martínaez“ umbenannt. Sämtliche Hinweisschilder und Karten werden noch in diesem Jahr entsprechend abgeändert.

Assado. Beim Einkauf im Supermercado verkneifen wir uns die Frage, wo denn „Grillanzünder“ zu finden sind, da wir nicht als „Stupido Gringo“ in die Geschichte eingehen wollen. Wir verwenden die von Gustavo vor einigen Wochen gelernte Vulkantechnik, um die Kohlen anzuglühen. Und, es klappt sogar.




Und dann gesellt sich auch noch ein durchaus sehenswerter rot eingefärbter Abendhimmel dazu.

Sommeranfang in Südamerika.
Sonnenaufgang um 06:19Uhr, Sonnenuntergang um 21:17Uhr
Wir nehmen die Strecke vorbei am Doppelvulkan Choshuenco-Mocho, um den Reserva Biológica mit Namen Huilo-Huilo zu erreichen. Die Caballos sind bereits für uns gesattelt, doch wir möchten uns heute lieber selber etwas bewegen. So wandern wir zum gleichnamigen Salto (Wasserfall). Ein sehr schöner Weg durch die urwüchsige Natur. Wer nach der Tour noch Energie übrig hat, darf sogar noch auf die Schaukel…










Auf der anderen Straßenseite der Unterkunft gibt es einen der vielen Läden in denen es alles und nichts gibt. Hier eher nichts, dafür aber den vom Señor Felipe selbst gebackenen legendären „Kuchen de Lemón“. Wir nehmen direkt eine Hälfte. Übrigens sagen die Chilenen tatsächlich „Kuchen“ zum Kuchen und nicht „Tarta“ wie die Spanier.



Ein Strandtag am See.



Wenn wir uns auf der Terrasse aufhalten, beobachten wir oftmals einen Kolibri, der die Blüten an den bis zu 3 (!) Meter hohen wilden Fuchsien besucht. Da der Bursche so flink ist, gebe ich nach dem 99. Versuch auf, ihn auf’s Foto zu bekommen. So verbleiben nur die Blüten.

Das Wetter ist grau und regnerisch. Die ideale Voraussetzung, um zu den „Termas Geométricas“ zu fahren. Der chilenische Stararchitekt „Germán del Sol“ hat hier im Cajón Negro, einer engen Schlucht mit schwarzen Felsen und üppigem dichten grünen Dschungel, Wege von roten Holzstegen kreiert, die die einzelnen Becken miteinander verbinden. Die Termas speisen sich aus heißen Quellen, die aus dem vulkanischen Gestein entspringen. Für uns überraschend ist die Anwesenheit mehrerer chilenischer Familien einen Tag vor Heiligabend. Kein Einkaufsstress, kein Kochstress, kein „Was-zieh-ich-an-Stress“. Nichts. Nur Entspannung. Wir tauchen ein in Becken mit 39°C, 41°C und 43°C. Es ist eine mystische Atmosphäre inmitten der Natur in dampfenden Becken zu sitzen, während es mal mehr, mal weniger regnet. Herrlich angenehm und entspannend für den Geist und die Abenteurer-Knochen. Leider war kein „Jungbrunnen-Becken“ zu entdecken…





An Heiligabend hängen die Wolken tief über dem See. Trotzdem sind wir auf der Terrasse bis zum Sonnenuntergang. Dann heizen wir die Hütte dermaßen ein, dass wir einen Rosmarin Aufguss machen könnten.

Nachts gehen die Temperaturen runter bis 7 Grad. Am Weihnachtstag haben wir strahlend blauen Himmel und das Thermometer steigt auf 23 Grad. Ideale Voraussetzungen, um eine weitere Kajaktour auf dem See zu unternehmen. Wir erkunden verschiedene Uferregionen, wo sich an den frei zugänglichen Abschnitten chilenische Familien zum Pick-Nick eingefunden haben. Der Küstenbereich steht unter Qualm vor lauter Grills, auf denen das Fleisch bruzelt. Die letzten Meter werden dann noch ganz schön wellig, sodass eine nasse Hose nicht ausbleibt. Was soll`s: Wir gönnen uns direkt eine Festtags-Cava am Strand.


Wir tun es den Chilenen gleich und packen ebenfalls ein Stück Lomo vom Rind auf den Grill. Eigentlich müsste es „Stückchen“ heißen, da es lediglich 850 Gramm auf die Waage bringt. Der Metzger schaute etwas ungläubig und war total irritiert, als wir das kleinste Filet auswählen und kein weiteres dazu nehmen möchten. Normal rechnet der Chilene pro Person locker mindestens ein Kilo (!) Fleisch…

Wir lassen den Tag und den Aufenthalt in „unserem Haus am See“ entspannt ausklingen. Unser Blick geht immer wieder auf den See, hören das Rauschen der kleinen Wellen und beobachten die vielen Wasservögel. Wir genießen die vor allem hellen Tage bei angenehmen Temperaturen Ende Dezember. Seit Anfang Oktober haben wir die kurzen Hosen nicht mehr ausgezogen. Okay, ab und zu gab es mal eine kleine Wäsche…
