09.12.2019 – 11.12.2019 Hostal Parronales / Los Boldos / 2N

Nach zwei Wochen „mucho movimiento en la ciudad“ zieht es uns hinaus auf`s Land. Es riecht nach Getreide, nach Blumen und nach reifen Früchten. Es riecht nach Kuh, nach Pferd, nach Schaf und Ziege. Es riecht nach Assado, denn in irgendeinem Garten oder Lokal gibt es immer was zu Grillen. Es riecht nicht nach Hahn, doch wie es sich für ihn gehört, kräht er kurz vor Sonnenaufgang. Super Typ, vor allem, wenn wir von diesem Macho-Gehabe um kurz nach vier Uhr geweckt werden… Wir quartieren uns in einem futuristisch anmutenden Hostal inmitten der Weinfelder des Valle de Colchagua ein.

Immer eine gute Adresse für die typische chilenische Küche: der „Club Union Social“ in Santa Cruz. Nicht verwandt oder verschwägert mit den Jungs vom Buena Vista Social Club aus Havanna. Wir bestellen Palta York. Das ist eine geschälte und halbierte Avocado mit ordentlich Schinkenstückchen überhäuft und einem Spritzer Mayo. Als Deko noch etwas Tomate und Grüngedöns. Muy rico.

Wir schauen uns bei den Weingütern Neyen und Montes in der idyillischen Apalta Region um. Das erste ist noch klein und überschaulich, das andere ein weltweit bekanntes Weingut. Allein der Zufahrtsweg zur Tienda beträgt 5 Kilometer durch die Weinfelder.

11.12.2019 – 13.12.2019 Cabañas Campomar / Pelluhue / 2N

Um einen Abstecher an`s Meer zu machen, nehmen wir die Strecke über Land: Zuerst von Los Boldos die I-72 bis Lolol, dann die J-70 bis Parronal, von dort die J-60 über Hualañe und Licanten bis Los Guados und dann die M-50 an der Küste entlang Richtung Süden, dann an Constitución vorbei und schließlich mitten durch den Ort Chanco bis Pelluhue. Gut, wer eine versierte und erfahrene Co-Pilotin an seiner Seite hat.

Millionen von gelben Lupinen säumen kilometerlang die Strecke zwischen Carretera und Meer.

Campomar. Der Name ist passend, denn das Haus liegt zwar oberhalb des Meeres, könnte aber genauso gut im Landesinneren in der Mitte von Nichts liegen. Kaum sind wir da, werden wir von freilaufenden Hühnern umgackert. Eine „Pfauin“ mit ihrem Küken sowie einige Hunde gesellen sich freudig dazu und die Katzen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Nichts an Leckereien können wir auf dem Terrassentisch unbeobachtet lassen. Vorsichtshalber lade ich die Pumpgun schon mal durch…

Etwas La Palma Sentimiento bei angenehmen 23 Grad am schwarzen Sandstrand. Auf der Speisekarte des Strandlokals entdecken wir „Ostiones“. Und schon sind die Jakobsmuscheln in der mit Parmesano überbackenen Variante auf dem Tisch.

Und dann ist Vollmond. Sieht Luna von der Südhalbkugel eigentlich anders aus, als von Mönchengladbach? Steht der Mann im Mond jetzt Kopf? Alles Fragen für den nächsten Astronomiekurs.

Auf der Anreise haben wir bereits einige Erdbeerfelder passiert. Die Ernte findet gerade statt, und die Bauern verkaufen bereits die ersten Schalen am Straßenrand. Fresas sagen die Spanier, Frutillas sagen die Chilenen. Wir nehmen 1 Kilo Erdbeeren und bezahlen 1.000 Pesos. Das sind 1,20€! Und die schmecken! Ein „sonnengereifter Traum“.

Irgendwie findet die Natur hier gleichzeitig statt: das Getreide wird gemäht und die Strohballen gepresst. Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Nisperos, Pfirsiche, Aprikosen, dunkelrote Kirschen, Orangen, Zitronen und Blaubeeren sind frisch geerntet und schmecken so, „wie wir es nur noch von früher her kennen“. Bereits in Blüte stehen die Brombeeren und der Wein wird in ein paar Wochen gelesen. Auch die Verduras sind überragend: Avocado, rote Kartoffel, Riesen-Staudensellerie, Gemüsezwiebel und knackiger grüner Spargel finden sich frisch auf jedem Markt.

13.12.2019 – 16.12.2019 Cabañas Andenrose / Curacautin / 3N

Vor der Reise hatten wir der Firma Suzuki unser Gepäck zur Verfügung gestellt, sodass sie den Stauraum des kleinen Vitara genau drum herum bauen konnten. Passt perfekt. Es liegen knapp 450 Kilometer Fahrtstrecke weiter in Richtung Süden auf der VÍA PANAM in die Araucanía Andina Region vor uns.

Wir durchqueren den „chilenischen-Niederrhein“ und erreichen bald darauf unsere „Almhütte“, die inmitten einer Margeritenwiese liegt, wo die Cabras hin und wieder mal vorbei schauen.

Bis nach Mitternacht sitzen wir vor dem Feuer und hören Springsteen, Lukas Nelson, America, Crosby, Stills, Nash & Young und Lou Reed…

Innerhalb des Reserva Nacional Malalcahuello möchten wir zum 2.726 Meter hohen Vulkan Lonquimay. Um ihm so Nahe wie möglich zu kommen, fahren wir einen in Lavaasche platinierten schmalen Camino hinauf. Wir sind begeistert von den Araukarien-Bäumen und natürlich vom schneebedeckten Vulkan in der schwarz-weiß-blauen pittoresken Landschaft. Dann stellen wir fest, es gibt keine Wendemöglichkeit. Wer haut denn jetzt hier so auf die Pauke? Das gibt`s doch gar nicht! Dann merke ich, es ist mein Puls… Okay, es gibt vier Möglichkeiten: hier bleiben und zu Lava erstarren, mehrere Kilometer rückwärts fahren, den Wagen hochheben und in die andere Richtung stellen oder sich zentimeterweise auf der Breite des Weges drehen. Wir entscheiden uns für die Letztere. Na dann, hundertmal vor, zurück, vor, zurück, vor, zurück, …

Auf dem Weg zum Indianerdorf Lonquimay, das den Namen des Vulkans übernommen hat, sehen wir erneut unzählige Lupinen, die entweder entlang der Straße stehen oder sich in regelrechten Wiesen zeigen. Auf der Plaza des Ortes wird gerade der Weihnachtsbaum aufgebaut. Dieser besteht aus gehäkelten kleinen Deckchen mit traditionellem Muster. Stolz präsentiert die verantwortliche Señora sich und den Baum.

Noch ein Vulkan. Um ihn zu erreichen befahren wir eine kilometerlange staubige Ripiopiste im Parque Nacional Conquillio. Der 3.125 Meter hohe Llaima ist im Jahr 2008 das letzte Mal ausgebrochen. Er ist nach wie vor aktiv und vor dem Besuch dieser Region ist zu erfragen, ob er ruhig bleibt oder nicht. Der Bergsee Conquillio und die Laguna Verde laden zum Baden ein, doch 15 Grad sind dann doch etwas zu frisch.

16.12.2019 – 18.12.2019 Hotel Pucónsur / Pucón / 2N

Wie beschaulich der am Lago Villarrica liegende ansprechende kleine Ort und die nähere Umgebung wirkt. Noch, denn wir haben erst Frühling und keinen Sommer. In ein paar Wochen ist hier der Teufel, beziehungsweise die Chilenen los. Kneipen, Bars und Restaurant, die Geschäfte, der Strand, die Uferstraße: alles ist hoffnungslos verstopft. Wir unternehmen eine Tour zu den Wasserfällen „Ojos de Caburgua“ und in den Parque Nacional Huerquehue, um eine Wanderung rund um die Lagos zu unternehmen. Meist mit Blick auf den immer (!) qualmenden und dadurch aktiven Vulkan Villarrica.

Endlich Brotzeit. Nach zurückgelegten 475 Höhenmetern brauchen wir Kalorien. Volkorn (!) – Panecillos und Kräuterziegenkäse sind da genau das Richtige. Leider ist der Honig noch nicht genussfertig, da er sich noch in der Produktion befindet.

Eine sehr schöne Wanderung durch die urwüchsige Landschaft liegt gerade hinter uns.

So, genug der Prosa: „Essen ist fertig!“ Pasta y Ensalada. Perfecto.