23.11.2019 – 24.11.2019 En el Jardín de Hostal Berta / Los Andes / 1N
24.11.2019 – 25.11.2019 Holiday Rent / Colina / 1N

Anreise von Argentina nach Valparaíso in Chile

„No hay“ steht handschriftlich auf dem Zettel, der an der Zapfsäule für Super 95 Benzin hängt. Die kleine YPF Tankstelle in Colonia el Zorzal wird wohl nicht so oft beliefert. Das ist jetzt echt der falsche Zeitpunkt für solche Späße. Schließlich müssen wir heute über die Anden zurück nach Chile. Wir fragen den Tankwart, ob er eine Idee hat, wo wir denn auftanken können. „Espera hasta mañana. Quizas el petrolero vendrá.“ Nun gut, seine Antwort auf den Tankwagen zu warten, der vielleicht morgen kommt, hilft nicht so wirklich weiter. Wir fahren los. Irgendwann werden wir schon Sprit bekommen. Das ist dann nach drei weiteren erfolglosen Versuchen entlang der Strecke endlich in Uspallata der Fall. Wir befahren die RN 7, die uns hinauf auf 3.200 Höhenmeter führt. Hier befindet sich der Grenzübergang „Paso Internacional Los Libertadores“. Da es ein integrierter Übergang ist, werden wir nur von den Chilenen „eingestempelt“. Bei der Wagenkontrolle treffen wir auf ein – sorry – kleines A-loch, das in jede Tasche und Ritzte des Gepäcks schaut, um Schmuggelware und verbotene Lebensmittel zu finden. Gut vorbereitet, haben wir einen vergammelten Apfel und etwas keimenden Knoblauch „versteckt“. Also immer der Nase nach und „hoppla“: er hält die beiden Fundstücke triumphierend in Händen und ermahnt uns diesbezüglich. Ablenkungsmanöver geglückt. Gut, dass die mengenmäßig viel zu vielen argentinischen Weinflaschen nicht riechen… Auf seinen Wunsch hin, öffnen wir sogar noch das Dachzelt, damit er einen Blick hineinwerfen kann. Wir sind echt froh, dass er nicht auch noch Probe liegen möchte. Dann wartet die senkrechte Carrerabahn der CH60 mit 27 Kurven auf uns. Innerhalb weniger Minuten fahren wir im links-rechts-links Rhythmus zirka 1.500 Höhenmeter hinunter. Bald darauf quartieren wir uns im Vorgarten eines Hostals nahe Los Andes ein, bevor wir tags darauf nach einem leckeren Bauern-Frühstück nach Colina zur Rückgabe des Wagens fahren. Genau 6.030 Kilometer haben wir in den letzten sechs Wochen mit dem Suzuki zurückgelegt. Jetzt freut er sich bestimmt auf eine Komplettreinigung… Wir übrigens auch 😉

25.11.2019 – 09.12.2019 Apartamento Queen Mary / Valparaíso / 14N

Spontan entscheiden wir uns dafür direkt mit dem Taxi von Colina zur bedeutenden Hafenstadt zu fahren, um das ganze Gedöns mit Gepäck schleppen und dies in einem vollgestopften kleinen Minibus zu verstauen, zu vermeiden. Da ist Rodrigo genau der Richtige. Einige seiner Lebensjahre hat er in Valparaíso verbracht. Er weiß, wie die schmalen, welligen und vor allem extrem steilen Straßen zu nehmen sind. Wir werden auf dem Rücksitz blasser und blasser während er Spaß wie Bolle hat. Je steiler, desto besser. Der Motor heult auf und wir haben das Gefühl, jeden Moment eine Rolle rückwärts zu machen. Die Straßen von San Francisco mit Lieutenant Mike Stone und seinem Assistenten Steve Heller lassen grüßen. Endlich kommt der Wagen in einer Schräglage zum Stehen. Jetzt sind es nur noch einige Stufen hinunter zu unserem neuen Apartamento „Queen Mary“ – die Unterkunft heißt wirklich so – am Hang mit Blick auf die Stadt und das Meer. Fantastico!

Die Stadt „Valpo“, wie die Einheimischen sagen, erstreckt sich in mehreren parallelen Straßenzügen auf einer schmalen Ebene entlang der Bucht sowie auf 42 besiedelten und steilen Hügeln, den Cerros. Wir wohnen auf dem Cerro Bellavista, dessen gewundenen Treppen und krummen Stiegen auf und ab führen und uns ganz schön zum Pusten bringen. Unser Viertel ist besonders bekannt für die Streetart seiner bunten Hauswände. Doch inzwischen findet man diese Pop-Kultur auch auf den anderen Cerros der Stadt. Statt „Val“ könnte sie auch „Coloridoparaíso“ inzwischen heißen.

Wir gehen eine kleine Runde um die Kirchturmspitze und dann…

… DAS !!! UNGLAUBLICH. Da sage noch jemand, die Welt sei kein Dorf.

„La Señora“. Die gute Seele des Viertels, die von 11 -16 Uhr und von 18 – 23 Uhr ihre Botillería geöffnet hat und hervorragenden Wein sowie Cava verkauft. Besonders gerne an uns. Claro.

Wir drehen unsere Runden und werden natürlich auch mit der aktuellen politischen und sozialen Problematik konfrontiert. So ist es hilfreich vormittags in der Ebene entlang der Bucht unterwegs zu sein, da nie eine ehrliche Demonstration mit einer von Chaoten herbeigeführten Eskalation ausgeschlossen werden kann. Egal mit wem wir uns unterhalten, jeder reflektierte Chilene unterstützt das Aufbegehren gegen die politischen Machenschaften und die teils extremen sozialen Verhältnisse. Die Aktionen sind längst überfällig und somit umso notwendiger. Laura, die ein erstklassiges Restaurant in Bellavista führt, sagt zu uns: „Ihr seid zur richtigen Zeit hier, denn jetzt wird in Chile Geschichte geschrieben.“

Selbst die Forderung nach einer neuen Verfassung ist bunt gestaltet.

Die Illusion des Lebens ist ein Moment.

Solange es Elend gibt, wird es Rebellion geben.

Chile ist erwacht!!!

Nach „La Chascona“ in Santiago, besuchen wir ein weiteres Haus des Schriftstellers Pablo Neruda: „La Sebastiana“.

Das ist kein Sandsturm aus der Atacama, sondern eine riesige Rauchwolke eines Waldbrandes zwischen dem Valle Casablanca und der Stadt.

Einer der 30 Schrägaufzüge in Valpo.

Selbst dieser Perro legt Wert auf eine kunstvolle Gestaltung seiner Bleibe.

Cuba libre!

Zugang zum Ascensor Polanco.

Blick von unserer Dachterrasse auf das nächtliche Valpo.

Sind wir in den Einkaufsstraßen der unteren Ebene unterwegs, sehen wir Vorkehrungen gegen chaotische Gewaltaktionen. So haben besonders die Stahlbauer genug zu tun. Die meisten Geschäfte lassen ihre großen Eingangsfronten mit Stahlplatten vor Zerstörung und Plünderung absichern. Zum Schluss bleibt nur ein schmaler Spalt, um während der spontanen Öffnungszeiten hinein zu schlüpfen.

Ein von Farbbomben getroffener Einsatzwagenn der Policia.

Der schwarze Straßenhund „Matapacos“ mit seinem rotem Halsband, der bereits 2010/11 bei Studentenprotesten aktiv mitwirkte, indem er Carabineros in die Waden biss, ist erneut das Symbol des Widerstandes. Die Botschaft lautet sinngemäß: „Die Stadt plündert sich nicht selbst“. Und damit wird zwischen den Zeilen zum Ausdruck gebracht, wer eigentlich hinter den Zerstörungen und Plünderungen steckt.

Als Alternative zu den Stahlplatten werden Gitter passgenau während des laufenden Verkaufs angebracht.

Wer bereits ein Rolltor installiert hat, öffnet lediglich den kleinen Einstieg.

Oder man ist cool und entspannt wie die Leute „unseres“ Gemüsestandes.

Ausflug zum Fischerdorf Quintay
Um an diesen idyllischen Ort zu gelangen, nehmen wir ein Sammeltaxi. Diese Art der Fortbewegung ist sehr beliebt, da sie kostengünstiger als das Standardtaxi ist. Wir gehen zur Avenida Argentina, wo wir bereits einige der gelben Wagen stehen sehen. Wir gehen zum Organisator der Touren. Er ist recht schnell zu erkennen, da er einem Dirigenten gleich, mit seinen Armen herumfuchtelt und die Leute in die nach Zielort aufgestellten Wagen hinein bugsiert. „Adelante, adelante!“ Haben sich endlich 4 Fahrgäste eingefunden, geht die Fahrt in Windeseile los.

Ein weiterer „Arturo“. Diesmal mit seinem Enkel im kleinen Hafen.