Espiritu Santo. Eine Gourmet-Kathedrale, deren Cocina am Domingo besonders deliziöse Gerichte zubereitet. Wir starten klassisch mit einem Pisco Sour. Dieser Aperitif wird mit drei Teilen Pisco, je einem Teil Limettensaft, Zuckersirup und Eiklar mit Eis gemixt und ins Glas abgeseiht. Anschließend wird er mit einigen Spritzern Angosturabitter verfeinert. Sollte die gemixte Menge nicht für ein Glas reichen, wird halt ein kleines zweites Glas direkt mit serviert. Das ist mal echt anständig.


Kommen wir zur Vorspeise. Wir bestellen „Ceviche de pescado de roca con plata y salsa de maracuyá“. Das ist feinster roher Fisch sowie Meeresfrüchte und Avocado mit einer Maracujasoße. Klingt nicht nur super, sondern schmeckt noch besser. Da Martina Meeresfrüchte besonders gerne mag, bestellt sie „Pulpo a la parilla“. Ich bevorzuge „Carnes naturales manada“. Das ist Rindfleisch, welches bereits 12 Stunden im Ofen bei sehr geringer Hitze verbracht hat und somit butterzart ist. Beide Gerichte werden mit frischem grünen Salat sowie „Puré picante de camote y zapallo asado“ serviert. Hier wurden Süßkartoffel und Kürbis vor dem Pürieren angegrillt und mit Chili abgeschmeckt. Vino? Si claro. Zum Pulpo wird Sauvignon Blanc und zum Carne Pinot Noir gereicht, beide aus dem Valle de Casablanca.



Kaum sind wir zurück auf unserer Dachterrasse hören wir Fangesänge, Schlachtrufe, Trommeln, Trompeten und Trillerpfeifen. Was ist denn nun schon wieder los? „Der Fußball ist erwacht!“

Wir fragen unsere Nachbarn, die ein grün-weißes Trikot tragen und Fans der Santiago Wanderers aus Valparaíso sind. Die Demonstration richtet sich heute gegen den chilenischen Fußballverband, der aufgrund der aktuellen politschen und sozialen Situation die laufende Saison vorzeitig beendet hat, nachdem sich die Profis aus Solidarität zur Bevölkerung weigerten, die Saison zu Ende zu spielen. Die aktuell führende Mannschaft der 1. Liga wurde zum Meister gekürt und kann an der Copa Libertadores (Champions League) teilnehmen. So weit, so gut. Die Wanderers dagegen sind Tabellenführer der 2. Liga, steigen jedoch laut Beschluss des Verbandes nicht auf. Kein Abstieg aus der 1. und kein Aufstieg aus der 2. Liga.

Knapp eine Woche später hat sowohl die Demo als auch eine Petition beim Fußballverband Erfolg. „La Operacion Retorno es una Realidad. Somos de Primera!“ Die Santiago Wanderers aus Valparaíso steigen auf. Am Freitag Abend steigt die Fiesta. Autokorsos, Hupkonzerte, Feuerwerk, Leuchtraketen und mehr als genügend Cerveza sorgen für die entsprechende grün-weiße Stimmung! Wir sind mittendrin und werden Ehrenmitglied…

Die Trolebuses sind inzwischen gute 70 Jahre alt und befördern immer noch täglich hunderte von Personen kreuz und quer durch die Stadt. Der VW-Bus mit etwas weniger Jahren auf dem Buckel ist eine gelungene und witzige Kopie.



Wir machen uns auf den Weg zum Spanisch Unterricht. Zu unserer Überraschung spielt das heimische Trommel-Corps auf, um uns zur Escuela zu begleiten. „Denn wenn et Trömmelche jeht, dann stonn mer all parat un mer trecke durch die Stadt…“


Und dann sind wir da. Jeden Tag sind 3 intensive Privatstunden zu absolvieren. Arturo, unser Profesor, empfängt uns freundlich und begleitet uns entspannt durch die Woche. Neben der Sprache lernen wir soziale, historische und kulturelle Zusammenhänge Chiles und Valparaísos kennen. Zusätzlich zu den Hausaufgaben heißt es für uns: üben, üben, üben, …


El gato „Panchito“, que es el segundo profesor…

Ab und zu nimmt der junge und sehr symphatische französische Chico Guilhelme am Unterricht teil. Am letzten gemeinsamen Tag laden wir ihn zu einem Almuerza seiner Wahl ein. Wir gehen zum „Kannibalen“, der die besten „Completos“ macht. Eine wohl typische chilenische Sandwich- Zwischenmahlzeit, die wir ohne ihn nicht kennengelernt hätten. Na dann… Wir wählen aus zirka fünfzig diversen Varianten „Papapleto“ aus. Das Brot ist üppig belegt mit palta (Avocado), tomate, mayo, papas fritas, carne y ketchup de tomate.



Auf dem Cerro Alegre vermischt sich so ziemlich jede Lebensphilosophie, sowohl menschliche als auch „hundische“.






Die Welt ist ein Buch und alle, die nicht reisen, lesen nur eine Seite.


… Don`t carry the world upon your shoulders…

Dreh- und Angelpunkt der Stadt ist die Plaza Anibal Pinto. Sowohl von oben, als auch von unten.


Zurück in Bellavista. Eines morgens heulen gegen 7 Uhr die Sirenen. Wir schauen aus dem Fenster und sehen wenige Meter von uns entfernt, die Reste eines Hauses brennen, das bereits vor einigen Jahren von einem Brand heimgesucht wurde. Die Außenwände stürzen ein, während die Bomberos versuchen, den Brand zu löschen. Ohne Rücksicht auf die unmittelbar angrenzenden Häuser und die darin lebenden Menschen, ist wohl Brandstiftung die Ursache, um neue Investitionen umzusetzen.


Jede Hausverschönerung findet unter der Obhut des jeweils verantwortlichen Straßenhundes statt.


Klar, dass wir auch selber den Kochlöffel schwingen.



Und dann ist „plötzlich“ Nikolaus. Ein eher seltsamer Gedanke für uns. Bei 25 Grad und Sonnenschein, wie passt das zusammen?! Ab und an sehen wir allerdings die ein oder andere Dekoration sowie Nikoläuse, die mit schweren, warmen und roten Mänteln schwitzend und mit hochrotem Kopf, die Hauswände hinauf klettern, oder sich bereits auf eine Terrasse herangeschlichen haben, nachdem der Elch an den Nagel gehangen wurde…


Auch in Valpo ist die Hafengegend eine Welt für sich. Die meisten Gassen sind schon bei Tageslicht schummrig, doch Samstag ist Fischmarkt und ordentlich was los. Um ihn zu finden, immer der Nase nach.


Reineta. Der typische Fisch aus der Region, den wir bereits einige Male verspeist haben.

Merluza. Was für ein toller Hecht. Mal im Ganzen für den Grill, mal als Filet. Ich habe danach `ne halbe Stunde meine Hände geschrubbt…


Da wir beide Fische bereits kennen, bestellen wir im Restaurante TresPeces eine Besonderheit aus dem Pazifik. Den „Jurel de Juan Fernandez“, der rund um die Robinson Crusoe Insel gefangen wird. Serviert wird er in der „Vaporera“-Variante (Zubereitung im Dampfgarer) mit gebratenem Paprika, Zucchini, Seegras und Reis. Ein Gedicht.


Valpo -Zusammenfassung in einem Satz:
Angenehme Temperaturen, die zwischen 13 Grad morgens und 25 Grad nachmittags liegen, waren ideal für unsere Aktivitäten, die ab und zu wegen einiger Demos etwas eingeschränkt waren, doch immer Spaß machten, vor allem wenn wir mit den Leuten des Barrios ins Gespräch kamen, sei es in der Calle oder bei unseren täglichen Fahrten mit den Ascensores und wir so das Gefühl hatten, bereits ein Teil des Viertels zu sein, da man sich kennt und wir alleine deshalb schon, sowie den noch weiteren Möglichkeiten sowohl in der Stadt selber als auch in der näheren Umgebung, für uns die 14 Tage verflogen sind wie nix und wir gerne noch weitere 14 Tage hier verbringen würden.
Wir können uns kaum trennen von diesem tollen Blick auf das Meer und die Stadt. Que te vaya bien y „Salud“ y quizás hasta luego.

